Eigentlich sind Einweg-Plastiktüten verboten. Doch dank eines Tricks liegen sie wieder an der Kasse mancher Supermärkte. Die Tüten sind etwas dicker und kosten wenige Cents. Anbieter nutzen dadurch eine Gesetzeslücke.

Anfang 2022 wurden Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis maximal 49 Mikrometern verboten. Das heißt aber auch, dass ganz dünne und auch dickere Plastiktüten weiterhin erlaubt sind.

In die ganz dünnen Plastiktüten kann die Kundschaft weiterhin Obst oder Gemüse einpacken. Die dickeren Plastiktüten sollen wiederum so stabil sein, dass sie mehrfach verwendet werden können.

Plastik-Schummeltüten an der Kasse

Die Tüten, die jetzt in manchen Märkten weiterhin an der Kasse liegen, sind teils zwischen 50 und 60 Mikrometer dick. Deshalb spricht die Deutsche Umwelthilfe von einem "leicht durchschaubaren Trick" der Supermärkte. Denn die Tüten sind kaum dicker als die verbotenen. "Sie werden zwar als Mehrwegtüten deklariert", sagt unser Reporter Sebastian Sonntag. "Aber sie sehen im Prinzip so aus und fühlen sich so an wie die alten Wegwerf-Plastiktüten von früher." Und die sind verboten.

"Die Plastiktüten sind im Zweifel nur 0,001 Millimeter dicker als die verbotenen Tüten."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Deutsche Umwelthilfe hat solche Plastiktüten – also Pseudo-Mehrweg-Tüten – bei Müller, Edeka, Netto, Norma oder Rossmann entdeckt. Die Organisation nennt auch positive Beispiele wie Kaufland, Lidl, Rewe, Penny oder Aldi. Dort gibt es solche Tüten nicht.

Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen nennt diese Plastiktüten Schummeltüten. Sie sagte dazu: "Das geltende Recht an der Nase herumzuführen, indem sie Einwegtüten einfach minimal dicker machen, schadet der Umwelt." Die Ministerin hofft, dass es keine weitere gesetzliche Regelung für die "Schummeltüten" braucht.

Die Supermärkte und Discounter nutzen eine Gesetzeslücke

Denn die Märkte haben eine Gesetzeslücke entdeckt. Die Tüten mit einer Wandstärke ab 50 oder 60 Mikrometer sind nicht verboten. Das seien offiziell Mehrwegtüten, die in den Märkten verkauft werden, so reagierten die Supermärkte und Discounter auf die Kritik. Die Kundschaft muss für die Tüten zahlen, aber eben wenig. "Bei Netto Nord sind es 25 Cent und bei Müller sogar nur 10 Cent", sagt Sebastian. "Die Alternativen sind in der Regel deutlich teurer."

Eine andere Alternative ist zum Beispiel die Papiertüte. Aber auch nicht unproblematisch. Laut einer US-amerikanischen Studie ist der CO2-Fußabdruck einer Papiertüte drei Mal so hoch wie von einer Plastiktüte. "Und es wird 250 Mal so viel Wasser benötigt zur Herstellung einer Papiertüte", sagt Sebastian. Wenn Papiertüten dann nur ein oder zwei Mal genutzt werden, ist die Öko-Bilanz auch nicht sonderlich gut.

"Am allerbesten ist es natürlich gar keine Tüte zu kaufen, sondern Rucksack, Baumwollbeutel oder was man auch immer zum Einkaufen benutzt, immer und immer wiederzuverwenden."
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Auch Baumwolltüten sind praktisch beim Einkauf. Aber auch die sollten häufig genutzt werden. Denn für Herstellung von Baumwolle werden viele Ressourcen verbraucht. "Dann nimmt man vielleicht doch besser diese richtig dicken Plastik-Mehrwegtüten", sagt Sebastian. Die sind so dick, dass sie wirklich mehrfach genutzt werden können und eben keine Einweg-Tüten sind. Auch weil sie teurer sind. Und manche Märkte bieten diese Tüten auch als recyceltem Plastik an.

Aber am allerbesten: Rucksack mitnehmen oder einen geliebten Baumwollbeutel, der möglichst super, super oft genutzt wird.

Shownotes
Supermärkte und Drogerien
Trotz Verbots - Einweg-Plastiktüten sind zurück
vom 21. Juni 2022
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova