Ein neuer Hitzesommer ist angekündigt und wie bereits in den vergangenen Jahren, rufen immer mehr Städte ihre Bürger dazu auf, die Bäume in ihrer Straße zu bewässern. Sven Wruck und viele andere aus Dresden sind diesem Aufruf gefolgt.
2020 ist nicht das erste Jahr, in dem Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen die Menschen dazu aufgerufen hat, die Bäume in ihrer Stadt zu gießen. 2017 hat die Stadt 70 Bäume durch die Folgen der Hitze verloren, im Jahr darauf waren es schon etwa 400, erzählt Eva Jähnigen. Die Lage ist kritisch, viele Bäume sind auch in diesem Jahr bereits abgestorben und die Stadt ist darauf angewiesen, dass sich die Dresdner mit um die Bäume kümmern.
"Ich kenne es leider von vielen Ecken der Stadt, dass Bäume ganz absterben, wenn sie anfällig sind gegen Hitze und Trockenheit."
Viele Dresdner und Dresdnerinnen sind diesem Aufruf gefolgt. So auch eine Gießinitiative im Dresdner Stadtteil Pieschen. Sven Wruck, der dort ein Lebensmittelgeschäft betreibt, ist Teil davon.
Für zwei Bäume alles geben
Das Konzept der Initiative: Jeder kümmert sich um die Bäume vor seiner Haustür und schaut, wo das Wasser gerade am nötigsten gebraucht wird. Dabei helfen nicht nur die Anwohnerinnen mit, sondern auch die Ladebesitzer in der Straße, erzählt Sven Wruck. Wenn ein Laden für eine Woche geschlossen sein sollte, dann spricht man sich untereinander ab, damit alle Bäume betreut werden.
"Die Nachbarn kümmern sich meistens um die Bäume, die vor der Haustür sind und genauso auch die Ladeninhaber. Und jeder guckt, wo ist ein Baum, der gerade mal ein bisschen was nötig hat."
Die zwei Bäume, um die sich Sven Wruck kümmert, sehen nicht mehr gut aus: Der Boden ist staubtrocken, gelb mischt sich ins Grün der Blätter. Er und seine Mitstreidenden wollen die Bäume unbedingt durch diesen Sommer bringen, obwohl die Hälfte schon sehr abgestorben aussieht. Die Temperaturen sind einfach extrem und die Bäume bekommen zu wenig Feuchtigkeit von unten, sagt Sven Wruck. Trotzdem: Sie geben die Hoffnung nicht auf und wollen bis zum Schluss für ihre Bäume kämpfen.
Bis zu 100 Liter pro Baum und Woche
Der Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung hat ergeben: In vielen Regionen Deutschlands ist es gerade vor allem in 1,8 Meter Tiefe sehr trocken. Wer also Bäume gießen möchte, muss sich mit großen Eimern ausstatten.
Laut des Naturschutzbundes Bund sollte man die Bäume besser einmal wöchentlich mit bis zu 100 Litern Wasser versorgen als immer wieder in kleinen Mengen nach zu gießen. Nur so kann das Wasser auch die tieferen Wurzeln erreichen, erzählt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters.
Auch Dominik hat sich für seine Straße in Duisburg vorgenommen, die Bäume regelmäßig zu gießen. Duisburg hat wie Dresden und viele andere deutsche Städte ihre Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, die Bäume in ihrem Umfeld mit Wasser zu versorgen. Für Dominik Peters ist es sogar wohltuend nach einem Home-Office-Tag rauszukommen und die Bäume zu bewässern.
Auf bürgerliches Engagement angewiesen
Die Umweltbürgermeisterin Dresdens, Eva Jähnigen, ist froh über den engagierten Einsatz der Bürgerinnen. "Die Bereitschaft ist sehr, sehr hoch", erzählt sie. Für die Umweltbürgermeisterin funktioniert eine grüne Stadt ohne bürgerliches Engagement nicht. Denn die Stadt Dresden selbst hat nicht genügend Kapazitäten, um sich um alle Bäume zu kümmern.
"Öffentliches Grün ist immer auch mit bürgerschaftlichem Engagement verbunden. Das ist in Dresden sehr hoch. Und das ist gut."
Vor allem die Bäume, die an Straßen stehen und bei denen das Einzugsgebiet ihrer Wurzeln zubetoniert wurde, haben derzeit kaum eine Chance zu überleben.
Neues Straßenbaumkonzept in Planung
Um es den Bäumen in Dürrejahren leichter zu machen, zu überleben, liegt dem Dresdner Rat nun ein neues Stadtbaumkonzept vor. Eva Jähnigen kritisiert, dass in den vergangenen Jahren viele Bäume gefällt wurden, weil Straßenverkehr und Neubauprojekte wichtiger waren. Die Folgen seien jetzt spürbar: "Viele Dresdner Stadtteile sind im Sommer überhitzt", sagt sie.
Zum neuen Konzept gehört auch, dass mit alternativen Baumarten experimentiert wird, unter anderem mit Bäumen, die hier nicht heimisch sind, voraussichtlich aber mit den trockenen Bedingungen gut klarkommen, erzählt Eva Jähnigen. Das sei mitunter auch sehr teuer.
"Wir experimentieren gerade an den Straßen, wo die Standortbedingungen natürlich besonders hart und schlecht sind für die Bäume, auch mit neuen Baumsorten, die keine einheimischen Sorten sind, weil es da auf die Resilienz ankommt."
Wenn die Stadt neue Bäume pflanzt, kommen sie in ein Granulat, das Wasser besser speichern kann. Über ein unterirdisches System sollen die Bäume dann einfacher gegossen werden können. Denn, ob ein neugepflanztes Bäumchen überlebt, darüber entscheiden die ersten drei Jahre.