In Schweden rauchen nur noch fünf  Prozent der Menschen. Damit ist das Land EU-weit Vorreiter auf dem Weg zur rauchfreien Gesellschaft. Ganz nikotinfrei ist es jedoch nicht: Viele nehmen stattdessen Snus – kleine Tabakbeutel, die unter die Lippe gestopft werden. Vor allem bei jungen Menschen steigt der Konsum.

Während Deutschland mit über 20 Prozent deutlich über dem Schnitt liegt, hat Schweden im EU-Vergleich eine der niedrigsten Raucherquoten. Möglich wurde dieser Erfolg vor allem durch konsequente politische Maßnahmen wie hohe Tabaksteuern und Rauchverbote im öffentlichen Raum.

"In Schweden ist es gesellschaftlich verpönt zu rauchen, das gilt hier wirklich nicht mehr als cool."
Sofie Donges, Korrespondentin in Stockholm

Hinter der niedrigen Raucherquote steckt eine langjährige Strategie. Rauchen ist gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert und gilt als uncool. Öffentliche Raucherzonen sind selten – selbst an Bahnhöfen. Rauchende "müssen sich hier wirklich lange ein Plätzchen suchen", berichtet Sofie Donges, Korrespondentin in Stockholm. Den Kippenqualm, der einem in Deutschland an manchen Orten immer noch entgegenschlagen kann, gibt es in Schweden praktisch nicht mehr.

Schweden: Jede fünfte Person konsumiert Snus

Nikotin wird in Schweden dennoch konsumiert: Neben E-Zigaretten ist besonders Snus verbreitet. Fast jeder fünfte Mensch in Schweden greift zu den kleinen Tabakpäckchen, die unter die Oberlippe geschoben werden, so unsere Korrespondentin – besonders unter junge Menschen und jungen Frauen ist der Anstieg groß.

"Vor allem bei jungen Leuten und jungen Frauen ist ein riesiger Anstieg bei Snus zu bemerken."
Sofie Donges, Korrespondentin in Stockholm

Snus ist in Schweden allgegenwärtig: Dosen liegen in Bars auf dem Tisch, ragen aus Hosentaschen und kleben sogar an Schulen unter Tischen – so wie früher die Kaugummis. Dabei ist Snus erst ab 18 Jahren erlaubt.

Krebshilfe warnt vor Snus-Konsum

Snus ist in Schweden heute so beliebt, weil es sich vom alten Image des Männer-Kautabaks, der die Zähne verfärbte, zu einem modernen Lifestyle-Produkt gewandelt hat. Die kleinen, stylischen Dosen wirken sauber und cool, die Beutel gibt es in vielen Geschmacksrichtungen – von Lavendel über Menthol bis hin zu Exotic Fruits.

Die schwedische Krebshilfe warnt: Snus richtet sich nicht in erster Linie an Raucher, die ein Ersatzprodukt für Zigaretten suchen, sondern dient der Industrie dazu, ganz neue Zielgruppen zu erreichen – vor allem junge Menschen.

Laut Lobbyisten ist Snus eine harmlose Tabak-Alternative. Sie fordern sogar eine EU-weite Zulassung. Doch Experten warnen: Snus mache schnell abhängig, erhöhe das Risiko für Mundhöhlenkrebs, Herzkrankheiten und Fruchtbarkeitsprobleme und sei besonders für Schwangere problematisch.

"Experten sagen, es macht extrem schnell abhängig. Es gibt auch andere Risiken."
Sofie Donges, Korrespondentin in Stockholm

In der EU ist Snus verboten – nur Schweden hat eine Sondergenehmigung. Unsere Korrespondentin meint: Für manche mag Snus ein Ausstieg aus dem Rauchen sein, doch laut der Krebshilfe macht es auch neue, zuvor nikotinfreie Gruppen abhängig.

Shownotes
Tabakalternative
Nikotin: Snus in Schweden immer beliebter
vom 02. Juni 2025
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Sofie Donges, Korrespondentin in Stockholm