Eine neue Studie zeigt: Es wird deutlich mehr geklaut im Einzelhandel. Ladendetektive sollen Diebstähle verhindern. Aber was muss man dafür können? Dominik Seyler weiß es, denn nicht alle sind für diesen Job geeignet.
Dominik Seiler ist Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma mit 200 Mitarbeitern, darunter viele Ladendetektive im Einzelhandel. Hier würden die Detektive beobachten, wer sich auffällig verhält. Auffälliges Verhalten heißt für ihn vor allem untypisches Verhalten – wenn jemand ziellos durch den Laden geht etwa, Waren aus verschiedenen Themenbereichen ansieht und sich dabei häufig umschaut, sagt er.
"Wenn im Sommer jemand kommt mit ganz dicken Jacken oder großen Rucksäcken, dann ist das etwas, wo man genau hinguckt."
Auffällig sind auch Personen mit unpassender Kleidung, etwa dicken Jacken im Sommer oder großen Rucksäcken und mehrere Tüten, so Dominik. Zwar sei nicht jeder Mensch, der sich untypisch verhalte, auch verdächtig, doch solche Merkmale erregen erst mal die Aufmerksamkeit.
Ladendetektive werden gemacht
In der Praxis werden Verdächtige entweder durch Kameras beobachtet oder durch aktive Detektive in den Gängen. Auf der Fläche, wie Dominik sagt. Diese versuchen, sich unauffällig in der Nähe des Verdächtigen aufzuhalten, um herauszufinden, ob sich da wirklich jemand etwas einsteckt oder nicht.
"Gerade Detektive, die auch auf der Fläche agieren, werden gemacht. Da braucht man ein bisschen Erfahrung, und das wird anfangs auch mal in die Hose gehen."
Sich als Detektive unauffällig verhalten und gleichzeitig das Geschehen im Auge zu behalten, erfordere Erfahrung. "Es gibt nicht den geborenen Ladendetektiv, sondern gerade die Detektive, die auch auf der Fläche agieren, die werden gemacht", so der Sicherheitsprofi. Fehler passieren anfangs, Fähigkeiten werden erlernt – wie in einem Spiel: Wer entdeckt wen als Erstes.
Gelegenheitsdiebe und Bandenkriminalität
Werde jemand klar als Ladendieb identifiziert, erfolgt der Zugriff meist nach Passieren der Kasse. Der Verdächtige werde dann einen Hinterbereich gebeten. Wichtig sei, respektvoll zu bleiben. "Nur weil jemand etwas Unredliches getan hat, wird er nicht wie ein schlechter Mensch angesprochen", so Dominik.
Diebe unterscheiden sich, sagt Dominik: Es gibt gewerbsmäßige oder bandenkriminelle Diebe, aber auch Gelegenheitsdiebe, die vor allem für den Eigenbedarf stehlen.
Werden Diebe erwischt werden, die Reaktionen von Schockstarre, normalen Gesprächen bis hin zu Fluchtversuche und Rangeleien. "Das ist Berufsrisiko. Da muss man sich im Klaren darüber sein, wenn man diesen Beruf ausübt", so der Sicherheitsexperte.
Deutlich mehr Diebstähle im Einzelhandel
An Arbeit mangelt es Ladendetektiven nicht. Das zeigen neuste Zahlen einer Studie des EHI Retail Institute in Köln. Demnach hat es 2023 eine Zunahme an Ladendiebstählen von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Frank Horst ist Leiter des Forschungsbereichs Inventurdifferenzen und Sicherheit am EHI. Er sagt, einen solchen Anstieg gab es in den vergangenen 25 Jahren nicht.
"Wir haben einen deutlichen Anstieg beim Ladendiebstahl, den hat man in den letzten 25 Jahren nicht gesehen."
Die Gründe für die Zunahme sind schwer zu bestimmen, sagt Frank Horst. Gelegenheitsdiebe verursachen etwa 70 Prozent des Schadens. Händler beobachten auch häufigere Diebstähle von Waren wie Fleisch, Käse und Butter. Dies könnte mit den steigenden Preisen zusammenhängen.
Diebstahl für den Eigenbedarf nimmt besonders zu
Händler verzeichnen zunehmend auch größere Schäden durch Diebstähle im Wert von 500 bis 2000 Euro – meist durch Diebesbanden aus mehreren Tätern mit klarer Aufgabenverteilung, so Frank Horst. Insgesamt betrage der Diebstahlschaden im Handel 4,1 Milliarden Euro, davon 2,8 Milliarden durch klassischen Ladendiebstahl. Die restlichen Verluste würden unter anderem durch eigenes Personal und externe Kräfte entstehen.
Der Anstieg der Ladendiebstähle überrascht auch den Sicherheitsexperten nicht. Die wirtschaftliche Lage, die vielerorts schlechter geworden ist, führe zu vermehrten Diebstählen im Einzelhandel vor allem für den Eigenbedarf. In der Praxis sei das auch für ihn spürbar. "Es hat sich deutlich gezeigt, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich ein Produkt auf dem unredlichen Weg beschaffen", sagt Dominik Seiler.
Im Gespräch mit Unboxing-News-Host Rahel Klein berichtet Dominik Seiler außerdem, welchen Einfluss Technik und Künstliche Intelligenz auf den Beruf des Ladendetektivs zukünftig haben wird – und ob Ladendetektive manchmal auch Mitleid haben und zeigen dürfen.
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