Die Wimbledon-Championships sind das einzige der sogenannten Grand-Slam-Turniere, das auf Rasen gespielt wird. Angeblich ist Rasen ja gelenkschonender. Stimmt das eigentlich?
Auf welchem Boden man trainiert, hat tatsächlich Einfluss auf das Risiko, sich zu verletzen.
Wenn man sich die Verletzungen der Tennisprofis der letzten Jahre anschaut, könne man daraus ein Ranking der für den Körper ungünstigsten Untergründe ableiten, sagt Oliver Tobolski, Mediziner an der Sportorthopädischen Praxisklinik in Köln.
Ranking der Untergründe
- Hartplatz:
Am ungünstigsten sei der Hartplatz, der bei den Grand-Slam-Turnieren, also den Australian Open und den US Open, verwendet wird. Das habe damit zu tun, dass man dort in den vergangenen Jahren die Oberflächen verändert hat, sodass sie rutschiger wurden, erklärt Tobolski. - Rasen:
Danach komme der Rasen, dort gebe es eine gewisse Häufigkeit an Sprunggelenkverletzungen - Sandplatz:
Am besten schneidet der Sandplatz ab, dort gibt es die wenigsten Verletzungen.
In den vergangenen Jahren wurde versucht, den idealen Untergrund für Spieler*innen und Zuschauer*innen immer weiter zu perfektionieren, sagt Tobolski.
Rasen hat einen Nachteil: Denn die richtige Rasenpflege ist aufwendig und kostet viel Geld. Nicht nur in Wimbledon – wo ein eigener Chef-Platzwart beschäftigt wird, der spezielle Rasenmischungen einsetzt – sondern auch in der Fußball-Bundesliga. Bewässern, pflegen und dann noch die Rasenheizung für den Winter.
Neben Fußball und American Football werden auch Rugby, Golf, Hockey oder Polo auf Rasen gespielt. Der Untergrund ist prinzipiell gelenkschonender als Hartplätze.
Rasen gut für Tiefenwahrnehmung und Balance
Außerdem wird der Körper auf einem weichen Untergrund ganz anders trainiert – und zwar, weil sich unsere Haltung verändert und kontinuierlich anpasst. Man spricht von einer Stimulation der Propriorezeptoren, also der Tiefenwahrnehmung. Wenn der Untergrund nicht immer gleich ist, trainieren wir unter anderem unsere Balance. Das geschieht auch beim Lauftraining auf Waldwegen oder durch Felder.
Rasen kann helfen, keine Überbelastung zu bekommen. Einige Sportler*innen steigen für Lauftrainings zum Beispiel auf Rasen wieder ein, wenn sie eine Knochenhautentzündung hatten. Denn für genau die sind harte Untergründe manchmal die Ursache.
"Wenn der Untergrund nicht immer gleich ist, trainieren wir unter anderem unsere Balance. Das geschieht auch beim Lauftraining auf Waldwegen oder durch Felder."
Die Verallgemeinerung, dass Rasen im Breitensport grundsätzlich der beste Untergrund für unser Training ist, funktioniert aber nicht. Stattdessen ist eine Variation zu empfehlen, also eine Mischung aus verschiedenen Untergründen wie Tartan, Asche, Rasen, Teppich oder Hartplatz.
Bei manchen Sportarten gilt aber noch ein anderes wichtiges Kriterium: Auf Hart- und Sandplätzen sind Grätschen beim Fußball praktisch nicht möglich. Jedenfalls nicht, ohne sich die Haut aufzuschürfen.