Was hinterlässt mehr Eindruck im Kino? Die Bilder, die wir sehen, oder der Sound, den wir hören? Das ist die zentrale Frage in "The Zone of Interest", über den wir mit Christian Friedel sprechen, Darsteller des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß. Außerdem schauen wir in "Dune: Part 2" und "Die Teddy Teclebrhan Show".
Christian Friedel und Sandra Hüller spielen die Hauptrollen des britischen Films "The Zone of Interest" über das NS-Verbrecher-Ehepaar Rudolf und Hedwig Höß. Als Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz war er zwischen 1940 und 1943 maßgeblich für die Ermordung von hunderttausenden Juden verantwortlich.
Sie, Hedwig, hielt derweil Hof in der unmittelbar an das Lager angrenzenden Familien-Villa: Sie gab Empfänge und Gartenpartys, während direkt hinter der meterhohen, mit Stacheldraht gekrönten Grundstücksmauer Jüdinnen und Juden in die Gaskammern geschickt wurden.
"The Zone of Interest": Eindringlich und einfühlsam
Wie dreht man ein solches Biopic, ohne das Grauen des Konzentrationslagers in Bildern zu zeigen? Ohne Opfer und Täter in Aktion? Ohne das unmenschliche Grauen zu verschweigen? Antwort: Durch Sound und Atmos – so zumindest hat es der britische Regisseur Jonathan Glazer für sich und seinen Film entschieden.
Das Subtil-Perfide: Glazer und sein Sounddepartment haben die Geräusche aus dem Höß-Garten – sommerliches Blätterrauschen und summende Bienchen – auf dasselbe Soundniveau gemischt wie die Geräusche, Schüsse und Schreie aus dem Vernichtungslager. Zunächst sind sie kaum hörbar, dann werden sie immer lauter. Und ständig aus der Villa, aus dem Garten heraus: die hoch über die Mauern ragenden rauchenden Schlote von Auschwitz.
Einprägsames Nicht-Zeigen
Ein Film, der durch das, was er nicht zeigt, trotzdem ein unmissverständliches Bild der schlimmsten Nazi-Verbrechen offenbart – und dabei trotzdem so eindringlich und einfühlsam bleibt, dass er nochmal eine ganz andere Sicht ermöglicht und einfordert: nämlich die Innenschau.
Das ging auch Hauptdarsteller Christian Friedel nicht anders: "Es belastet in der Hinsicht, dass ich in diesen zwei Jahren, in denen ich mit dem Film, mit dieser Rolle zu tun hatte, unglaublich emotionalisiert und noch viel feinfühliger war, als ich das von mir in anderen Projekten kenne", hat er uns erzählt. Der Film sei – gerade in der heutigen Zeit – absolut relevant. Er sei glücklich, ihn gemacht zu haben.
"Wenn ich jetzt sehe, in was für Zeiten wir leben, wie relevant der Film ist, bin ich glücklich, dass wir ihn gemacht haben."
Wir haben ausführlich mit Christian über die Rolle und den Film sprechen können – außerdem über den Trubel, wegen der fünf Oscar-Nominierungen des Films aktuell ständig um den halben Globus zu fliegen.
Lange erwartete Dune-Fortsetzung startet
Ebenfalls ab dieser Woche Donnerstag neu im Kino ist "Dune: Part 2", der mittlere Film der geplanten Dune-Trilogie. Er setzt direkt am Ende des ersten Teils an. Häufige Frage in solchen Fortsetzungszusammenhängen: Verstehe ich Teil 2 auch, wenn ich Teil 1 nicht kenne? Wir beantworten das gerne mit einem Vergleich: Man versteht ihn dann genauso gut wie "Die zwei Türme" von "Herr der Ringe", wenn man "Die Gefährten" nicht kennt. Oder wie man "Das Imperium schlägt zurück" versteht, ohne "Star Wars" zu kennen.
Es ist der klassische Film-Trilogie-Mittelteil, der da ins Kino kommt – es ergibt also eigentlich keinen Sinn, sich nur den anzugucken. Wer Dune 1 noch nicht gesehen hat: Ihr findet ihn auf Netflix. Erst danach solltet ihr ins Kino gehen. Wir besprechen in dieser Folge, was uns in Teil 2 erwartet.
Die Teddy Teclebrhan Show
Als Comedian Teddy Teclebrhan 2019 zusammen mit Désirée Nosbusch den deutschen Filmpreis moderiert hat, waren unsere "Eine Stunde Film"-Hosts Tom Westerholt und Anna Wollner not amused: "Passt einfach gar nicht" lautete das Urteil. Doch mittlerweile hat sich die Sicht auf Teddy verändert, nicht zuletzt durch dessen Auftritte in der Lachen-verboten-Show "LOL – Last One Laughing".
Also werden die Karten neu gemischt und überprüft, ob Teddy mit seiner eigenen Comedyshow auf Prime Video überzeugen kann – wo man ja seit Neuestem auch Werbe-Unterbrechungen in Kauf nehmen muss, wenn man keine 2,99 Euro extra im Monat zahlen will.
- Filmbesprechung "Dune: Part 2"
- Filmbesprechung "The Zone of Interest"
- Interview mit Hauptdarsteller Christian Friedel
- Serienbesprechung "Die Teddy Teclebrhan Show"