Einbalsamierte Hunde und Katzen wurden schon häufig in antiken ägyptischen Gräbern gefunden. Auch Tiermumien von Falken, Krokodilen, Affen und Mäuse, die getötet wurden, um in Totengräbern beigesetzt zu werden, sind keine Seltenheit.

Viele ägyptischen Gottheiten wurden mit einem Tierkopf dargestellt, weil die Alten Ägypter ihnen die Eigenschaften eines bestimmten Tieres zusprachen, erklärt unser Tierexperte Mario Ludwig. Beispielsweise Thot, der Gott der Schreiber, hatte einen Ibiskopf, der Totengott Anubis den Kopf eines Hundes. Bastet, die Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe, wird mit einem Katzenkopf abgebildet, und der Himmelsgott Horus mit dem eines Falken.

Historische Darstellung verschiedener ägyptischer Götter: Ra, Bastet, Khensu und Amon.
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Die ägyptischen Gottheiten Ra, Bastet, Khensu und Amon (von links nach rechts)

Um diese Gottheiten wohlwollend zu stimmen, wurden in den Tempeln die entsprechenden Tiere geopfert und anschließend einbalsamiert. Die Tiermumien dienten als Grabbeigabe.

"In der Spätzeit der ägyptischen Hochkultur ist die Opferung beziehungsweise Mumifizierung von Tieren zu einem regelrechten Massenwahn mutiert."
Mario Ludwig, Biologe

In der Spätzeit der ägyptischen Hochkultur war es gängige Praxis, Tiere zu opfern und zu mumifizieren. Wissenschaftler haben beispielsweise in Sakkara, einer bedeutenden altägyptische Totenstadt am westlichen Ufer des Nils, ein Massengrab mit weit mehr als einer Million mumifizierter Hunde gefunden. Ägyptologen nehmen an, dass die Hunde ausschließlich zu diesem Zweck gezüchtet wurden.

Die Alten Ägypter nahmen geliebte Haustiere mit in den Tod

Die Menschen im Alten Ägypten gelten als tierlieb, sagt der Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig: Sie haben oft Haustiere gehalten und wohl auch gut für sie gesorgt. Wissenschaftler nehmen das deshalb an, weil es im Alten Ägypten auch schon Veterinärmediziner gab.

Beliebte Haustiere waren in erster Linie Katzen, aber auch Hunde und Affen wurden gehalten. Und weil die Alten Ägypter auch nach ihrem Tod nicht auf ihre geliebten Haustiere verzichten wollten, ließen viele Menschen Hund, Katze oder Affe töten und anschließend mumifiziert mit ins Grab legen, um sie mit ins Jenseits zu nehmen.

"Die Alten Ägypter waren ausgesprochen tierlieb und hielten sich sehr oft Haustiere, für die sie auch sehr gut sorgten."
Mario Ludwig, Biologe

Auch mumifizierte Mäuse wurden in Gräbern gefunden. Dafür nennt Mario Ludwig zwei mögliche Gründe: Zum einen wurden Spitzmäuse, das zeigen altägyptische Texte, als heilig und den Göttern Horus und Uto zugehörig verehrt. Warum das so ist, sei bisher noch nicht eindeutig geklärt, sagt der Biologe. Zum anderen wurden Mumien von Spitzmäusen oft zusammen mit Katzenmumien oder Falkenmumien gefunden. Forschende nehmen deshalb an, dass die Mäuse diesen beiden Tierarten im Jenseits als Nahrung dienen sollten.

Eine Ibis-Mumie aus der Ptolemäischen Dynastie
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Eine Ibis-Mumie aus der Ptolemäischen Dynastie

Tiere genauso aufwendig balsamiert wie Pharaonen

In manchen Fällen wurden Tiere so aufwendig einbalsamiert wie Pharaonen. Ein Prozess, der wohl rund 70 Tage dauerte. Auch das Äußere der Tiermumien wurde oft sehr kunstvoll gestaltet. Die Bandagen aus Leinen wurden so um den Tierkadaver gewickelt, das es ein Muster ergab. Manche Tiermumien wurden in vergoldeten oder mit Perlen bestickten Sarkophagen gefunden.

In vielen Fällen wurden die Tiere – ähnlich wie mittellose Menschen – nicht ganz so aufwendig mumifiziert: Bevor sie in einem Grab beigelegt wurden, wurden sie erst im heißen Wüstensand eingegraben. Dem Körper wurde so alle Flüssigkeiten entzogen, um die Leiche oder den Tierkadaver haltbar zu machen.

Shownotes
Altes Ägypten
Tiermumien: Mit dem Haustier ins Jenseits
vom 07. August 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Biologe