Tierschützer haben einen schwierigen Job und mit allerhand Widrigkeiten zu kämpfen: mit Wilderern, Jagd, Umweltverschmutzung und mit dem Klimawandel. Jetzt kommt noch eine weitere Gefahr dazu: Selfies. Was auf Instagram und Co. süß aussieht, kann für die Tiere sehr schädlich sein und ihre Nahrungs- und Brutgewohnheiten stören.
In Neuseeland haben sich gerade Pinguin-Forscher aus aller Welt getroffen und davor gewarnt, Selfies mit Pinguinen zu machen. Philip Seldon, Direktor des Wildlife-Management-Programms der Universität von Otago sagte in einem Interview im Guardian, er sehe manchmal Dinge im Netz, die er als Biologe nicht begreifen könne – zum Beispiel, dass man sein Kind auf ein wildes Tier setzt und dann ein Foto macht.
Verantwortlich macht Philip Seldon dafür vor allem Stadtbewohner. Ihnen fehle es an Kontakt zur Natur und an Verständnis, was "Wildtier" eigentlich bedeute. Wenn wir ein wildes Tier für ein Selfie berühren, umarmen oder streicheln, seien die Tiere Stress ausgesetzt, auch wenn sie vielleicht ruhig wirken.
"Wenn ein wildes Tier für ein Selfie berührt wird, also umarmt oder gestreichelt, dann sagen die Forscher, dass die Tiere Stress ausgesetzt sind, auch wenn sie vielleicht ruhig wirken."
Bei Pinguinen könnten die Selfies das Nahrungs- und Brutverhalten beeinflussen, sogar die Geburtenraten könnten sinken. Die Forscher berichten von Fällen, in denen Pinguine für Selfies festgehalten oder sogar verfolgt wurden, während die Tiere eigentlich gerade auf dem Weg ins Meer sind, um Futter für ihre Jungen zu jagen.
Stars gehen mit schlechtem Beispiel voran
Auf Instagram und Co. sehen solche Bilder vor allem süß aus. Der Kontext, in dem die Bilder entstanden sind, sei im Netz aber nicht sichtbar. Sorgen macht den Forscher auch, dass solche Bilder Nachahmer erzeugen – vor allem, wenn Stars und Promis Selfies mit Tieren ins Netz stellen: Roger Federer und Margot Robbie mit einem Kurzschwanzkänguru zum Beispiel. Oder Justin Bieber mit einem Tiger oder Kim Kardashian mit einem Elefanten.
2017 hat die Organisation World Animal Protection festgestellt, dass die Anzahl der Selfies mit Wildtieren auf Instagram in den letzten drei Jahren um fast 300 Prozent angestiegen ist. Auf mehr als einem Drittel der Fotos wurde ein Wildtier umarmt oder auf andere Weise unangemessen behandelt.
"Ein No-Go ist, das Tier anzufassen, zu umarmen oder festzuhalten. Auch nicht okay ist es, wenn man das Tier mit Essen angelockt hat, um ein besseres Bild zu bekommen. Was geht, sind Selfies, in denen ein sicherer Abstand zum Tier gehalten wird."
Um den Tieren so wenig wie möglich zu schaden, hat die Tierschutzorganisation World Animal Protection einen Kodex herausgebracht, der sagt, was geht und was nicht. Ein No-Go sei es zum Beispiel, Tiere anzufassen, zu umarmen oder festzuhalten. Auch sollten sie nicht mit Essen angelockt werden, um ein besseres Bild zu bekommen. Wenn ein Selfie unbedingt sein muss, dann bitte in einem sicheren Abstand zum Tier.