Hunden dürfen seit Anfang des Jahres laut neuer Tierschutz-Hundeverordnung keine Stachelhalsbänder mehr angelegt werden. Die Berliner Polizei fordert eine Sonderregelung. Sie nutzt diese schmerzhaften Halsbänder nämlich zur Schutzhund-Ausbildung.

Bislang hat die Berliner Polizei für ihre Diensthunde in Einsätzen und bei der Ausbildung Halsbänder verwendet, die den Tieren kurzfristig die Luft abschnüren. Die neue Tierschutzhundeverordnung verbietet allerdings grundsätzlich solch schmerzhafte Mittel bei der Ausbildung, Erziehung und dem Training von Hunden. Das gilt explizit auch für Stachelhalsbänder.

Das Berliner Innenministerium und Polizeigewerkschaften fordern bei Polizeihunden eine Ausnahme von dem Verbot. Ohne diese Halsbänder lasse sich die Sicherheit von Polizistinnen und Polizisten bei Einsätzen nicht gewährleisten, so die Argumentation.

Zughalsband als schmerzhafte Notbremse

Die Berliner Polizei setzt Würgehalsbänder ein, um Handlungen der Hunde zu unterbrechen, erläutert Verena von Keitz. "Es geht vor allem um Sicherheit. Darum, ein Mittel zu haben, auf den Hund einzuwirken, dass er eine Handlung unterbricht", sagt die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin. Grundsätzlich sei ein Polizeihund eben ein Einsatzmittel, und das müsse kontrollierbar sein.

"Wenn ein Polizeihund bei einem Einsatz beispielsweise zugebissen hat und durch zu viel Erregung nicht mehr loslässt. Dann hat man mit dem Halsband sozusagen als letztes Mittel noch etwas."
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova

Bei Polizeihunden wird zwischen Schutzhunden und Spürhunden unterschieden. Bei Spürhunden läuft die Ausbildung ganz spielerisch, berichtet Verena von Keitz, rein über den Spiel- und Suchtrieb und Belohnung beim Training.

Bei der Ausbildung von Schutzhunden hingegen sind aus Sicht der Berliner Polizei und anderen Landespolizeien bestimmte Zwangsmittel wie das Zughalsband aber notwendig. Wenn auch nur in ganz bestimmten und selten vorkommenden Situationen, wie Verena von Keitz betont, "um ein Mittel zu haben, das Tier zu stoppen".

Hundeerziehung ohne Schmerzen

In Nordrhein-Westfalen ist der Einsatz von Zwangsmitteln bei der Ausbildung von Polizeihunden vor ein paar Jahren abgeschafft worden. Der Biologe und Hundetrainer Leopold Slotta-Bachmayr bestätigt, dass Hundeausbildung grundsätzlich ohne Zwangsmittel funktionieren kann. Auch in Österreich sind Stachelhalsbänder und ähnliche Mittel bei Polizeihunden schon seit einigen Jahren verboten. Leopold Slotta-Bachmayr hat im Rahmen der österreichischen Sicherheitsforschung ein Projekt zum Einsatz von Lob und Strafe bei der Diensthundeausbildung durchgeführt. Sein Fazit: Auf Zwangsmittel könne verzichtet werden.

"Hund und Hundeführer lernen sich besser kennen, der Hund kooperiert besser und das hat gezeigt, dass man Zwangsmittel wie das Stachelhalsband in der Ausbildung nicht braucht."
Leopold Slotta-Bachmayr, Biologe und Hundetrainer, Salzburg

Früher wurde die Ausbildung der Schutzhunde in zwölf Wochen am Stück durchgeführt, berichtet Leopold Slotta-Bachmayr. Heute wird sie in mehrere Teile untergliedert. Dieses Mehr an Zeit helfe, die Hunde zuverlässig darauf zu trainieren, auf Kommando eine Aktion sofort zu unterbrechen, ergänzt Verena von Keitz.

Shownotes
Tierschutz
Schutzhund-Ausbildung bei Berliner Polizei jetzt ohne schmerzhafte Halsbänder
vom 07. Januar 2022
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin