Markus Huth hat eineinhalb Jahre die Welt bereist. Nicht als Tourist, sondern als Tiersitter. Das war manchmal wie wahrer Luxusurlaub, manchmal aber auch ein psychologisches Spooky-Drama, was jedoch eher an den Menschen als an den Tieren lag, wie Markus sagt.
Über seine Reise hat Markus Huth ein Buch geschrieben. In "Mit 80 Viechern um die Welt" hat er in der Danksagung am Ende viele Namen von Tieren genannt. Die seien alle toll gewesen, meint er - bis auf die Milchkuh in Bulgarien. Die war ihm auf den Fuß getreten - "extra" - wie Markus vermutet. Sie mochte ihn wohl einfach nicht.
Ranch in Bulgarien sah aus wie postapokalyptisches Nomadenlager
Die Ranch in Bulgarien war gleichzeitig auch der gruseligste Ort, an den es Markus verschlagen hat. Sie sah aus wie ein postapokalyptisches Nomadenlager, meint er. Mit vergilbten Wohnwagen und herumliegenden Kettensägen und Stromkabeln.
"Wenn man da am Ende der Welt bei so verrückten Leuten ist, merkt man schon, dass das Tiersittern auch ein bisschen riskant sein kann."
Der Besitzer der Ranch sei ein eifersüchtiger Choleriker gewesen, der zusammen mit seiner Freundin aus Polen vor der Justiz geflohen sei, weil er dort als Börsenhändler Anleger betrogen habe. Während seines zurückliegenden Gefängsnisaufenthalts habe seine Freundin diverse Affären mit Tiersittern angefangen - und dies auch später so weiter geführt, wie Markus Huth mitbekommen hat. Insgesamt sei die Stimmung dort schrecklich gewesen.
"Es ist erstaunlich, wie verwoben das Leben von Mensch und Tier ist. Überall auf der Welt."
Markus Huth hat in Sri Lanka Elefanten gewaschen und gefüttert, in Kanada einen 60 Kilo schweren Hund betreut, der ihm sehr ans Herz gewachsen ist, in Australien auf einer Känguru-Insel gearbeitet oder in Bulgarien auf einer Pferde-Ranch Reiten gelernt. Am enspanntesten war es aber wohl auf der Kanarischen Insel La Gomera, wo er in einer Finca mit Blick auf den Atlantik Hund und Katze hütete.
Sich vorher gut informieren
Grundsätzlich empfiehlt Markus Huth allen reisewilligen Tiersittern, vorher mit den Tierbesitzern zu skypen, sie kennen zu lernen und sich ihre Profile genau anzuschauen. Sein Plan war es ursprünglich, ohne Kosten zu Reisen. Für das Tiersitting oder das Volunteering auf Farmen ist Kost und Logis meist frei.
Die Tiersitting-Reise hat Markus' Leben verändert
Auch wenn nicht alle Erfahrungen positiv waren: Markus Huth hat seine Reise nicht bereut.
Und das Beste: Er hat unterwegs seine heutige Partnerin kennen gelernt, mit der er einen Teil der Reise zusammen unternommen hat. Inzwischen haben beide ein Kind und wohnen zusammen auf La Gomera. Mit ihnen zusammen wohnen zwei Katzen, drei Hunde, einige Hühner und noch ein paar Geckos. Ohne Tiere gehe es nicht mehr, sagt Markus Huth, der nach wie vor sehr beeindruckt ist von der Vielfalt der Tierwelten, auf die er während seiner Tiersitting-Reise gestoßen ist.