Tomaten aus dem Supermarkt sehen zwar schön rot aus – aber das heißt noch lange nicht, dass sie lecker schmecken. Ein Forschungsteam aus den USA und Spanien hat jetzt entdeckt, warum wilde Tomaten oft aromatischer sind, als Zuchttomaten.

Die Antwort liegt offenbar im Erbgut, denn das Forschungsteam von der Cornell-Universität im US-Bundesstaat New York hat eine neue Variante eines Gens gefunden. Und dieses Gen mit der Bezeichnung TomLoxC verleiht Tomaten einen besonders aromatischen Geschmack. Diese neu entdeckte Version des Gens kommt nur in bis zu 7 Prozent der gezüchteten Tomatensorten vor, dafür aber in 91 Prozent der Wildtomaten.

Forschende fanden 5.000 Gene und Genvarianten

Vom Aussehen her sind Wildtomaten ganz unterschiedlich: Sie erscheinen in Rot und Gelb und entsprechen von der Größe her eher Cherrytomaten. Für die Entdeckung des Gens haben die Forschenden mehr als 700 Tomatensorten aus aller Welt untersucht. Dabei haben sie knapp 5.000 Gene und Genvarianten gefunden, die sie bislang nicht kannten.

"Das Forschungsteam hat eine Variante eines Gens gefunden und die verleiht Tomaten einen besonders aromatischen Geschmack."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion, über die Neuentdeckung

Sie stießen auch auf Gene, die Tomaten vor Krankheiten schützen – aber auch nicht bei Zuchttomaten vorkommen. Generell ist das Erbgut der Tomate zwar seit 2012 komplett entschlüsselt, aber ursprünglich nur für zwei Sorten: Eine Zuchttomate namens "Heinz 1706" und eine Wildtomatensorte.

Die neu gewonnen Erkenntnisse könnten dabei helfen, aromatische Tomaten zu züchten, die sich zusätzlich besser gegen Krankheiten wehren können. Vor allem, wenn moderne Gentechnikmethoden wie die CRISPR Cas Genschere einsetzt würde, um gezielt Gene zu verändern oder auszutauschen. In der EU ist es aber sehr kompliziert und teuer, dafür eine Genehmigung als Pflanzenzüchter zu bekommen.

trockene Tomaten
© Mint Images | imago
Supermarkttomaten sehen bisher oft lecker aus, sind aber nicht unbedingt aromtisch.

Wer nicht so lange warten möchte, bis die "neuen" Tomaten im Supermarkt sind, kann einfach selber auf die Zucht von Wildtomaten umsteigen. Das ist zumindest eine Option für Menschen mit einem Garten, Schrebergarten oder einem sonnigen Balkon. Samen für Wildtomaten gibt es online bei vielen Anbietern oder in Gartencentern. Schöne Namen haben sie auch: Rote Murmel, Golden Currant oder Galapagos-Tomate zum Beispiel.

"Wildtomaten können ganz unterschiedlich aussehen. Können rot sein, können gelb sein und sind ziemlich klein."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion, über das Aussehen von Wildtomaten

How to Wildtomaten ziehen

Anne Preger empfiehlt, die Samen drinnen vorzuziehen, beispielsweise auf der Fensterbank – eigentlich auch schon etwas früher im Jahr. Die Pflänzchen können wir Mitte Mai langsam raus auf den Balkon stellen, sobald der Frost vorbei ist. Wer lieber mit kleinen Pflanze startet, statt mit Samen: Im Gartencenter oder Baumarkt gibt es ebenfalls Wildtomaten-Pflänzchen. Und auch im Versandhandel sind sie erhältlich.

"Ich hab mal geschaut: Es gibt auch im Versandhandel Wildtomatenpflanzen. Wie heile die allerdings ankommen, das weiß ich nicht."
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion, über den Bezug von Wildtomatenpflanzen aus dem Versandhandel

Die Aufzucht ist unkompliziert. Wichtig zu wissen ist nur, dass Wildtomaten nicht ganz so viel Wasser brauchen wie andere Tomaten. Und dass sie nicht von oben gegossen werden sollten, denn sie faulen bei Nässe. Insgesamt wachsen sie etwas buschiger und brauchen etwas mehr Platz, als normale Tomatenpflanzen. Eine Rankhilfe bietet dann eine gute Hilfe.

Shownotes
Zuchttomaten versus Wildtomaten
Genvariante sorgt für leckeres Aroma bei Wildtomaten
vom 14. Mai 2019
Moderator: 
Stephan Beuting
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion