Der in der Seine verirrte Orca sollte eingeschläfert werden, dann ist er gestorben. Das schließt zumindest das Risiko weiterer Qualen aus.

In Frankreich hat sich im Fluss Seine ein Orca verirrt. Versuche, ihn wieder ins Meer zu locken, sind gescheitert. Da das Tier zudem erkrankt sein soll, sollte es eingeschläfert werden. Doch das ist gar nicht so einfach.

Um das Tier einzuschläfern, muss es vorher betäubt werden, sagt Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum Stralsund. Doch schon dieser erste Schritt vor der eigentlichen Einschläferung ist schwierig: Geht die Betäubung schief, könnte der Orca auf den Boden des Flusses sinken und dort ertrinken. Der natürliche Tod des Wals hat zumindest dieses Risiko ausgeschlossen.

"Manche Tiere kommen auch in fremden Umgebungen gut zurecht. Der Orca in der Seine ist aber schon sehr weit weg von seinen Artgenossen."
Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum Stralsund

"Für eine erfolgreiche Betäubung muss der Wal unter Kontrolle gebracht werden", sagt Michael Dähne. Da der Orca noch schwamm und rund fünf bis sechs Tonnen wog, wäre dieser Prozess herausfordernd gewesen.

Prinzipiell könnten auch große, lebende Wale abtransportiert und in für sie heimische Gefilde gebracht werden, sagt Michael Dähne. Doch die Hilfsmittel dazu sind sehr speziell, in Deutschland wären sie gar nicht verfügbar. Auch müsste der Wal kooperieren und sich sozusagen fangen und korrekt transportieren lassen.

Pilz-Infektion hat den Wal geschwächt

Den Orca einfach in der Seine zu lassen, wäre wahrscheinlich keine gute Option gewesen, sagt Michael Dähne. Zwar sei man immer wieder überrascht, wie gut manche Tiere in für sie eigentlich fremden und ungeeignet erscheinenden Umgebungen zurechtkämen – doch ein Orca sei in der Seine schon "sehr weit weg von den Artgenossen. Das ist keine günstige Situation."

Im Jahr 2009 mussten in Südafrika 30 von 55 gestrandeten Walen getötet werden. Vor drei Jahren wurden zwei Beluga-Wale mit LKW und einem Flugzeug von China nach Island gebracht und in die Freiheit entlassen, nachdem sie vorher in einem Aquarium lebten.

Redaktionelle Hinweise

  • Leider können wir zu diesem Artikel kein Audio anbieten.
  • Das Bild zeigt nicht den in der Seine verirrten Orca. Von diesem Wal stand uns leider kein Bildmaterial zur Verfügung.
  • Moderator: Thilo Jahn
  • Gesprächspartner: Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum Stralsund