In Großbritannien gibt es 14 Gender-Identity-Kliniken, die sich auf Transgender-Behandlungen spezialisiert haben. Die Briten stehen sozusagen Schlange, um ihr Geschlecht umwandeln zu lassen. Seit zehn Jahren steigt die Zahl der Briten, die zum Arzt gehen, weil sie Probleme mit ihrem Geschlecht haben.
Die Gender-Identity-Kliniken sind überlaufen, die Wartezeiten betragen für Erwachsene im Schnitt mindestens neun Monate. Manche Kliniken melden bis zu 28 Mal so viele Patienten wie noch vor zehn Jahren.
Monatelanges Warten auf den Termin beim Arzt
"Ich habe 16 Monate auf meinen ersten Termin bei einem Spezialisten im Nationalen Gesundheitssystem gewartet", erklärt ein 20 Jahre alter Student, der seine Behandlung gerade hinter sich hat. Er war eine Frau, ist jetzt ein Mann. Die Wartezeiten sind deshalb so lang, weil es im öffentlichen britischen Gesundheitssystem nur ein 12 Ärzte gibt, die eine Vagina oder einen Penis aufbauen können.
"Es gibt Studien aus Belgien, aus Neuseeland und den Niederlanden, die davon ausgehen, dass etwa ein Prozent der Bevölkerung transgender ist, also weibliche und männliche Geschlechtsanteile in sich trägt."
Das Thema Geschlechsumwandlung ist kein Tabu mehr in Großbritannien. Bei vorsichtigen Schätzungen wären etwa 0,2 Prozent der Bevölkerung transgender. Da käme man auf etwa 130.000 Briten. "Das ist fast das Neunfache derjenigen, die sich gerade deshalb in medizinischer Behandlung befinden", erklärt DRadio-Wissen-Reporterin Sandra Pfister.
Kompliziertere Geschlechtsumwandlung in Deutschland
In Deutschland sieht das immer noch anders aus. Die Krankenkassen stellen den Transgender-Patienten hohe Hindernisse auf. Nötig für eine Behandlung sind:
- eindeutige ärztliche Diagnose
- ein Jahr lang Psychotherapie
- Alltagstest, um das Leben im anderen Geschlecht auszuprobieren
In Großbritannien reicht es, wenn ein Arzt bescheinigt, dass jemand das braucht, und in Dänemark, Malta und Irland genügt eine persönliche Erklärung beim Bürgeramt.
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