Bürokauffrau, Call-Center-Agentin, Verkäuferin – Gabriella hatte viele Jobs, bis sie Autorin für queere Liebesromane geworden ist. Dabei bekam sie sogar Unterstützung von der Agentur für Arbeit. Ob das Standard ist, fragen wir Berufsberater Thomas Uselmann.
Eigentlich soll es ja ganz einfach sein: Nach der Schule machen wir eine Ausbildung oder studieren, um dann im Berufsleben durchzustarten. Eine Theorie, die aber nicht unbedingt immer aufgeht und in Fragen enden kann wie: Ist es echt das, was ich machen will? Und wenn nicht, wie komme ich hier weg und woanders hin?
So ungefähr ging es Gabriella. Die Einsicht, so kann es nicht weitergehen, kam ihr mitten in einem Vorstellungsgespräch für einen Job, den sie auf gar keinen Fall machen wollte. Bis sie zu diesem Moment waren jedoch viele Jahre und so einige Jobs vergangen.
Beim Traumjob kommt es nicht nur auf das Wollen, sondern auch auf das Umsetzen an
Um so schnell wie möglich ihr eigenes Geld zu verdienen und mit ihrem Freund zusammenziehen zu können, entschied sie sich nach der Schule für eine Ausbildung als Bürokauffrau. Dann folgte eine Zeit im Call-Center und schließlich arbeitete sie sieben Jahre in einem Werkzeugladen.
Die erste Zeit lief es immer ganz gut, erzählt Gabriella. Im Call-Center war sie zunächst für den Kundenkontakt per E-Mail zuständig. Im Werkzeugladen hatte sie die Aufgabe, einen Onlineshop aufzubauen. Doch dann bekam sie Tätigkeiten, bei denen sie Kundenkontakt haben musste. Für die introvertierte Gabriella war der der Horror.
"Mir ging es psychisch wirklich schlecht. Ich habe nur noch geheult – wenn ich von der Arbeit nach Hause kam und am nächsten Tag, bevor ich zur Arbeit ging. Und da war mir eigentlich klar: Ich muss unbedingt etwas ändern."
Gabriella weinte sogar bei ihrem ersten Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit. Sie hatte Glück, ihre Beraterin war einfühlsam, erinnert sich Gabriella an das Treffen.
Dennoch war da noch die Frage nach Gabriellas Berufsziel. Die Antwort darauf kam ihr bei jenem Vorstellungsgespräch. Gabriella wollte Autorin werden. Tatsächlich hatte sie bereits zwei Romane – in einem kleinen Verlag und im Self-Publishing – veröffentlicht. Doch nun musste sie noch ihre Berufsberaterin von ihrer Idee überzeugen.
Weiterbildung, Quereinstieg, Selbstständigkeit: Es gibt viele Wege, den alten Job hinter sich zu lassen
Thomas Usellmann ist Berufsberater bei der Agentur für Arbeit. Er kennt Gabriellas Fall nicht, bestätigt aber, wenn das Vorhaben Hand und Fuß habe, das Produkt klar definiert sei und es eine Zielgruppe gebe, gewährt die Agentur für Arbeit auch bei so einem Vorhaben einen Gründungszuschuss.
Oft berate er aber auch Menschen, die zwar in ihrem Berufsfeld bleiben wollen, den Einstieg aber nicht fänden oder sich weiterqualifizieren wollen. Und natürlich komme es oft vor, dass Menschen die Branche komplett wechseln wollen, weil die Berufsaussichten nicht gut seien oder sich die persönlichen Rahmenbedingungen verändert hätten.
Der Berufsberater der Agentur für Arbeit betont, dass er niemandem in einen Job hineinzwinge. Wer aber etwas verändern wolle, müsse sich intensiv mit seinem künftigen Berufsziel auseinandersetzen. Seine Aufgabe sieht er darin, seinen Kunden Fragen zu stellen, um auf diese Weise herauszufinden, ob der ausgesuchte Job beispielsweise zu den eigenen Stärken, Erfahrungen und familiären Rahmenbedingungen passt.
Gabriella jedenfalls konnte ihre anfangs etwas skeptische Beraterin überzeugen, ihr einen Gründungszuschuss zu gewähren. Sie absolvierte ein Seminar für Gründer*innen und legte los.
"Vom ersten Tag an spürte ich ein Befreiungsgefühl. Ich war so glücklich, und ich bin auch heute noch so unfassbar dankbar dafür, dass ich das machen darf, weil ich weiß, dass das ein wahnsinniges Privileg ist."
Die erste Zeit war tatsächlich schwierig, berichtet sie. Doch kurz nachdem der Gründerzuschuss ausgelaufen war, ging es auch finanziell bergauf. Seitdem kann sie vom Schreiben leben. Und glücklich macht sie ihre Tätigkeit obendrein.
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- Gabriella, ist nach Umwegen Autorin für romantische Männerromane geworden
- Thomas Uselmann, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit