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Nach der rechtsextremen Gewalt: Wir sprechen mit dem gebürtigen Chemnitzer Trettmann. Für den Sänger ist klar, dass der Mob teilweise angereist ist. Verantwortlich sind für ihn auch Landesregierung und Polizei.

Der Sänger und MC Trettmann, mit bürgerlichem Namen Stefan Richter, macht Reggae, Grime und Hip Hop. Er ist gebürtiger Chemnitzer und dort auch aufgewachsen. Als er 1973 zur Welt kam, hieß die Stadt noch Karl-Marx-Stadt. Inzwischen lebt und arbeitet er in Leipzig und Berlin. In seinem bekanntesten Song "Grauer Beton" bezeichnet er sich selbst als Wendekind. In der Autotune-Ballade erklärt er seine Hass-Liebe zu Chemnitz.

"Regierung hat rechte Strukturen über Jahre ignoriert"

Trettmann hat den Aufmarsch Rechtsextremer in Chemnitz am 26. August und den folgenden Tagen im Netz beobachtet. Für ihn stehen die Menschen, die dort gejagt wurden, im Vordergrund. Ihn beschäftigt aber – wie viele Einwohner – auch die Außenwirkung von Stadt und Region.

"Das waren wirklich Leute aus dem ganzen Bundesgebiet, irgendwelche Hool-Truppen, Nazis von überall her. Das repräsentiert natürlich nicht Chemnitz."
Trettmann, Sänger und MC, gebürtig aus Chemnitz

Trettmann vermisst eine klare Position des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und seines Innenministers Roland Wöller. Die Regierungen des Landes Sachsens hätten über Jahre hinweg rechte Strukturen und Wortführer ignoriert, statt sich von ihnen abzugrenzen.

Mit dieser Kritik steht Trettmann nicht alleine. Der Journalist und Rechtsextremismusexperte Michael Kraske vertritt eine ähnliche Meinung.

"Das alles ist eine sehr traurige Nummer. Das Verhalten der Polizei, unserer Regenten Kretschmer und auch des Innenministers hat mich am meisten wütend gemacht."
Trettmann, Sänger und MC, gebürtig aus Chemnitz

Fremdenfeindliche Tendenzen sind in Sachsen durch Umfragen und Wahlerfolge der AfD belegt. Das dokumentiert auch der sogenannte Sachsen-Monitor - eine landesweite Umfrage, die von der Landesregierung in Auftrag gegeben wird.

In den vergangenen Jahren geriet Sachsen wiederholt wegen ausländerfeindlicher Gewalttaten, rechtsextremer Symbole in den Polizeikräften in die Schlagzeilen. Beispiele sind die Ausschreitungen in Heidenau und der Panzer der sächsischen Polizei, der mit Stickereien in NS-Optik ausgeliefert wurde.

"Was helfen könnte wäre, wenn die Politiker endlich Tacheles reden und nicht irreale Gefahren beschwören würden."
Trettmann, Sänger und MC, gebürtig aus Chemnitz

Als Indiz für die Haltungslosigkeit der Staatsführung und ihre fragwürdigen Prioritäten lässt sich anführen, dass bei einer Demonstration gegen Rassismus 2017 in Wurzen ein bewaffnetes SEK-Kommando antrat. Bei den Ausschreitungen seit dem letzten Augustwochenende in Chemnitz waren deutlich zu wenige Einsatzkräfte vor Ort.

Der Sänger Trettmann tritt am 3. September 2018 zusammen mit Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, K.I.Z, Marteria & Casper und Nura in Chemnitz bei #wirsindmehr unter dem Motto "Aufstehen gegen rechte Hetze" auf. Die Konzerte beginnen um 17 Uhr und sind kostenlos. Sie finden direkt an dem Karl-Marx-Monument in der Chemnitzer Innenstadt statt.

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Shownotes
Musiker Trettmann zur Gewalt in Chemnitz
"Tacheles reden könnte helfen"
vom 29. August 2018
Modertator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Trettmann, Sänger und MC, gebürtig aus Chemnitz