Dürre ist für die Wälder ein echtes Problem – für Waldbesitzer auch ein finanzielles. Fichtenforste sind besonders anfällig, und dann frisst sich auch noch das hungrige Rotwild durch den Baumnachwuchs.

Angesichts absterbender Wälder in ganz Deutschland fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um ein massives Waldsterben abzuwenden. Die Folgen starker Trockenheit seien eigentlich an allen heimischen Baumarten sichtbar, sagt die Journalistin und Biologin Britta Fecke. Ob Linde, Buche, Eiche oder Platane – Exemplare aller Arten litten deutlich unter Wassermangel.

Grundsätzlich sind Forste, also angelegte Waldflächen stärker betroffen, auch weil es sich dabei oft um Monokulturen handelt. Sie stellt die anhaltende Hitze vor besondere Probleme. Insbesondere Fichtenbestände halten die Feuchtigkeit schlechter. Unter einer Fichte sind rund 25 Prozent weniger Feuchtigkeit als unter einer Buche, sagt Britta Fecke.

"Ganz besonders hart getroffen ist die Fichte. Diese Fichtenforste, das sind diese braunen Flecke in der Landschaft, die sind zum großen Teil kaputt, weil der Borkenkäfer sich da wunderbar ausbreiten konnte."
Britta Fecke, Journalistin und Biologin

Der Dachverband der Waldeigentümer erhebt Zahlen zum Wirtschaftswald, also zu Waldflächen, die intensiv bewirtschaftet werden. Demnach sind 2018 und bis zum Sommer 2019 rund 70 Millionen Kubikmeter Schadholz entstanden. Das entspricht ungefähr 110.000 Hektar Wald. Zur Einordung: Nach Angaben des Deutschen Forstwirtschaftsrats, der Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und dem Wald befassten Akteure in der Bundesrepublik Deutschland, sind in Deutschland rund 11,4 Millionen Hektar mit Wald bedeckt

"Nur der Abtransport in diesem Jahr für all die Fichten und Tannen soll 2,1 Milliarden Euro kosten. Die Firmen kommen gar nicht hinterher mit dem Abtransport."
Britta Fecke, Journalistin und Biologin

Der wirtschaftliche Schaden in den Wäldern insgesamt – also auch jenseits des Verlusts an Holz – lässt sich nur schwer schätzen. Britta Fecke erinnert im Gespräch auch daran, dass Bäume auch Hanglagen stabilisieren. Wirtschaftliche Schäden sind demnach also auch durch eine Zunahme von Erdrutschen zu erwarten.

Unterstützung gibt es unter anderem aus dem Klimafond der Bundesregierung – 640 Millionen Euro. Das Geld soll verwendet werden, um mindestens 300 Millionen Bäume zu pflanzen. Es gibt auch von den Bundesländern Hilfe. Das Land Niedersachsen zum Beispiel hat die Waldschutzhilfe von 1,2 auf 3,8 Millionen Euro aufgestockt. Das sei angesichts der Schäden relativ wenig Geld, ordnet Britta Fecke ein. Die zentrale Frage sei nun: Wie baut man den Wald so um, dass er besser mit der Hitze zurechtkommt?

Strukturvielfalt im Wald als Schutzmaßnahme

Eine mögliche Antwort: Strukturvielfalt im Wald. Das bedeutet, dass verschiedene Baumarten und Baumalter in unterschiedlicher Dichte im Wald wachsen und dass sich auch verschiedene Vegetationsschichten vom Boden in die Höhe verteilen, also unten zum Beispiel eine Krautschicht, oben die Baumkronen. Strukturreiche Wälder halten zum Beispiel Wasser besser und sind weniger anfällig für Stürme.

"Strukturreicher Wald hat die Möglichkeit, wenn eine Baumart ausfällt, kann eine andere, die es vielleicht gepackt hat, einspringen. Da ist einfach viel mehr Flexibilität."
Britta Fecke, Journalistin und Biologin

Eine weitere Schwierigkeit sieht Britta Fecke in zu großen Rotwildbeständen in den Wäldern. Der Schutz von Jungpflanzen sei deshalb ein erheblicher Kostenfaktor. Die Tiere fressen, weil sie in zu großer Dichte in den Wäldern leben und angefüttert werden, zu viele der nachwachsenden Sprösslinge ab.

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Shownotes
Trockenheit in den Wäldern
Der Wald wird weniger
vom 24. Juli 2019
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Britta Fecke, Journalistin und Biologin