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"Trost der Philosophie" ist sein berühmtestes Buch. Der spätantike Gelehrte Boethius schrieb es als Gefangener. Es wurde zu einem der meist gelesenen Werke des Mittelalters. Ein Vortrag des Altphilologen Christian Vogel.

In der Antike war Philosophie mehr als eine abstrakte Wissenschaft. Für den Gelehrten Boethius war sie eine Ärztin, die seinen Gemütszustand diagnostizieren konnte und, wichtiger noch, ihn auf den richtigen Weg zur Heilung führte.

"Sie werden kaum eine Bibliothek in der mittelalterlichen Zeit finden, die nicht die Texte des Boethius hat, kaum einen Lehrplan finden, auf dem Boethius nicht steht."
Christian Vogel, Altphilologe, Freie Universität Berlin

In seinem Hauptwerk "Consolatio Philosophiae", "Trost der Philosophie", beschreibt Boethius die Philosophie als eine ältere Frau, die frisch und lebendig wirkt. Sie tritt ans Krankenbett eines Gefangenen, der niedergeschlagen ist. Vorsichtig tastet sich die Philosophie durch Fragen an den Kern seines Problems heran.

Todesurteil für den Gelehrten

Boethius lebte in etwa von 480-525 unserer Zeitrechnung. Er war ein angesehener Gelehrter, übersetzte die Werke von Platon und Aristoteles ins Lateinische, verfasste Lehrwerke und bekleidete hohe Ämter. Doch dann wurde er in einer politisch angespannten Lage seiner Ämter enthoben, verhaftet und schließlich zum Tode verurteilt.

"Die Heilung durch die Philosophie ist erst abgeschlossen, wenn deutlich ist, dass das Handeln des Menschen Konsequenzen hat und dass der Mensch in der Lage ist, frei zu denken und zu streben und zu erkennen."
Christian Vogel, Altphilologe, Freie Universität Berlin

"Trost der Philosophie" schrieb Boethius in der Haft. Prosaerzählungen wechseln sich darin mit Gedichtformen ab. Der Gefangene in dem Werk ist Boethius Alter-Ego. In seinem Vortrag erzählt der Altphilologe Christian Vogel, wie es die personifizierte Philosophie in Boethius Werk gelingt, den Gefangenen zu trösten.

Christian Vogel ist Professor für Klassische Philologie am Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin. Sein Vortrag hat den Titel "Philosophie als Ärztin. Boethius und die Heilung der verirrten Seele".

Er hat ihn am 09.12.2024 an der Freien Universität Berlin im Rahmen der Vorlesungsreihe "Philosophie als Medizin in der Antike" gehalten. Diese wurde von der Klassischen Gräzistik der Freien Universität Berlin organisiert.

Shownotes
Trost für die Seele
Philosophie als Medizin
vom 01. Mai 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Christian Vogel, Altphilologe, Freie Universität Berlin