Ovid kommt aus wohlhabendem Hause. Einer Karriere als einflussreichem Mann in einem wichtigen Amt steht somit nichts im Wege. Einzig, dass er leidenschaftlich gerne schreibt. Er wird zu einem der bedeutendsten Dichter der Antike.

Zu Lebzeiten des römischen Dichters Publius Ovidius Naso, kurz Ovid, ist viel los im Römischen Reich: Caesar hat sich gerade zum Diktator auf Lebenszeit ernennen lassen, zwei Jahre später wird er von römischen Senatoren ermordet.

Aber sein Tod bedeutet nicht die Erneuerung der Republik, sondern einen erbitterten Kampf um die Macht in Rom, den schließlich Augustus für sich entscheidet. Der römische Senat stattet ihn 27 vor Christus mit einer ungewöhnlichen Machtfülle aus. Es beginnt die Zeit des Prinzipats, in der Augustus als Kaiser die nächsten rund 40 Jahre beherrscht.

"Das ist eine sprachliche Qualität – genau wie bei der griechischen antiken Literatur – die hat es danach nie wieder gegeben. Diese antike Literatur stellt uns oft Probleme, die wir heute haben, in einfacher Form vor."
Philologin Christine Walde über antike Literatur
Publius Ovidius Naso, kurz Ovid, zählt in der römischen Literaturgeschichte neben Horaz und Vergil zu den drei großen Poeten der klassischen Epoche.
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Publius Ovidius Naso, kurz Ovid, zählt in der römischen Literaturgeschichte neben Horaz und Vergil zu den drei großen Poeten der klassischen Epoche.

Ovid wird im März 43 in dem kleinen Ort Sulmo, etwa 120 Kilometer östlich von Rom geboren. Er wächst in einer wohlhabenden Familie auf, wird als junger Mann auf Bildungsreisen nach Griechenland geschickt, besucht dort ein Rhetorikschule und beginnt anschließend in Rom den "cursus honorum".

Mit dieser Ämterlaufbahn soll er – gut ausgebildet – in Rom Karriere machen. Aber daraus wird nichts, weil Ovid seiner Leidenschaft, dem Schreiben, nachgeht und einer der drei bedeutendsten Dichter der römischen Antike wird – neben Horaz und Vergil.

Die "Metamorphosen" machen ihn zu einem der bedeutendsten römischen Dichter

Sein bedeutendstes Werk sind die "Metamorphosen" – eine Darstellung der Geschichte der Menschen von Anbeginn bis zur Zeitenwende – also der Geburt von Jesus von Nazareth.

Ovid beschreibt diese Geschichte in 15 Bänden, überliefert damit nicht nur die griechische Mythologie, sondern auch die von ihm erlebte Zeit von Caesar bis Augustus. Die "Metamorphosen" machen Ovid zu einem bedeutenden römischen Dichter, der Einfluss auf Literaten des Mittelalters und der Neuzeit hat.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der klassische Philologe Ulrich Schmitzer beschreibt die Person des Dichters Ovid.
  • Die Expertin für lateinische Philologie Henriette Harich-Schwarzbauer erläutert den Inhalt der Metamorphosen.
  • Die Mainzer Philologin Christine Walde ordnet die Bedeutung der Dichtung Ovids für die römische Literatur und Geschichtsschreibung ein.
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Zeit des Römischen Reichs, in der Ovid aufgewachsen ist und gelebt hat.
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Luisa Filip erinnert an das Leben Ovids, das viele Jahre in der Verbannung stattfand.

Bannerbild: Eine Radierung, die eine Passage aus den "Metamorphosen" von Ovid darstellt. Die Abbildung zeigt die Göttin Minerva – die eine römische Entsprechung der griechischen Göttin Athene ist –, die bei einem Besuch der Musen von deren Sieg bei einem Gesangswettbewerb erfährt. Nach dem Sieg der Musen gegen ihre Konkurrentinnen, die neun Töchter des mazedonischen Königs Pierus, werden die Verliererinnen in Elstern verwandelt.

Shownotes
Römisches Reich
Die Metamorphosen des Ovid
vom 07. Juli 2023
Moderation: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Klassischer Philologe Ulrich Schmitzer
  • Klassische Philologin Henriette Harich-Schwarzbauer
  • Klassische Philologin Christine Walde