US-Präsident Trump droht der EU mit Zöllen auf europäische Produkte. Ein zusätzlicher Zoll von 25 Prozent mache das US-Geschäft von einem auf den anderen Tag unprofitabel, sagt Wilhelm Hahn, CEO des Werkzeughandels Wiha.
Der Export in die USA macht rund ein Drittel des Gesamtumsatzes beim Werkzeughersteller Wiha aus Schonach im Schwarzwald aus, sagt Geschäftsführer Wilhelm Hahn. Würden nun Zölle mit 25 Prozent auf die Einfuhr der Wiha-Werkzeuge wie Schraubendreher oder Zangen erhoben, wäre das US-Geschäft nicht mehr rentabel.
"Damit wäre dann von einem Tag auf den anderen unser USA-Geschäft nicht mehr profitabel."
Wegen der Einfuhrzölle müsste Wiha seine Werkzeuge in den USA teurer anbieten, dadurch verlieren sie gegenüber gleichwertigen Produkten aus den USA oder günstigeren Produkten aus asiatischen Ländern ihre Wettbewerbsfähigkeit. Allein durch Qualität "made in Germany" sei das nicht auszugleichen, so Wilhelm Hahn.
Welches Ziel Trump mit seiner Zollpolitik verfolgt
Momentan sind die Produkte, die in die USA gehen, mit 6 und 10 Prozent Zöllen belegt. Kommen, wie befürchtet, noch mal 25 Prozent dazu, lägen die Einfuhrzölle bei um die 30 Prozent. Hinter der Zollpolitik steckt das Ziel von US-Präsident Trump, Firmen dazu zu bewegen, ihre Produktion in die USA zu verlagern, um die Zölle zu umgehen.
Doch Wilhelm Hahn zieht als ersten Schritt eher Sparmaßnahmen in Erwägung, als nächstes müsste er abwägen, ob Investitionen noch in Europa oder eher in den USA getätigt werden, um die Zölle zu umgehen. Mittelfristig könnte dann eine Verlagerung des Unternehmens in die USA ein Weg sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben, meint Wilhelm Hahn.
Deutsche Unternehmen sollten sich neue Märkte erschließen
Von den angekündigten Zöllen sind in Deutschland aber nicht alle Branchen gleichermaßen betroffen. Deshalb würden die Zölle die deutsche Wirtschaft insgesamt nicht besonders treffen, meint Julian Hinz vom Kiel Institut für Weltwirtschaft. Dort leitet er die Forschungsgruppe Handelspolitik.
Der Export in die USA beträgt knapp 10 Prozent am deutschen Gesamtexport. Diese 10 Prozent würden durch die Zollerhöhung nicht wegfallen, sondern es würde teurer werden, in die USA zu exportieren. Wenn sich die in die USA eingeführten Waren verteuern, dann würde wahrscheinlich die Nachfrage danach zurückgehen. Die betroffenen Unternehmen könnten sich allerdings auch neue Märkte erschließen, um den Rückgang auszugleichen, so der Wirtschaftswissenschaftler.
Eine viel größere Gefahr sieht Julian Hinz für das Welthandelssystem, das die Grundlage für unseren Wohlstand ist. Deshalb sollte die EU möglichst einen Weg finden, wie sie weiter mit den USA zusammenarbeiten kann, statt im Gegenzug Strafzölle zu erheben.
"Die EU ist ein riesengroßer Markt. Wenn wir die 27 Länder zusammenhalten, dann ist es in vielen Bereichen der größte Markt der Welt, größer als die USA, größer als China. Und wenn wir genauso auftreten, dann haben wir eben auch Marktmacht."
Die EU sollte aus Sicht von Julian Hinz mit den USA verhandeln und sich ihrer Marktmacht bewusst sein. Denn der EU-Markt sei größer als der Markt in den USA oder China. Den Vorwurf von US-Präsident Trump, die EU würde mehr Waren in die USA aus- als Waren aus den USA einführen, lässt Julian Hinz nicht gelten. Das würde nur für den Güter- aber nicht für den Dienstleistungshandel gelten.
Handelsbeziehungen Grundlage unseres Wohlstands
Bezieht man Dienstleistungsexporte wie Microsoft Office, Zoom, Facebook oder WhatsApp in die Handelsbilanz mit ein, dann sei diese deutlich ausgeglichener, so Julian Hinz. Nimmt man noch die US-Investitionen in der EU hinzu, die Gewinne erwirtschaften, sei die Handelsbilanz noch ausgeglichener. So sei die EU eher auf die Güterproduktion spezialisiert, während die USA im Bereich Dienstleistungen und IT stärker wäre. Diese Form der Spezialisierungen ist eine Grundlage des Handels und der Wohlfahrtsgewinne auf beiden Seiten.
Wilhelm Hahn ist eher skeptisch, ob er den sehr attraktiven US-Markt durch andere ersetzen kann. Denn: "Wo gibt es 320 Millionen Einwohner mit relativ hohem Durchschnittseinkommen in einer entwickelten Marktwirtschaft, in der eine Sprache gesprochen wird?", gibt er zu bedenken.
"Die Vereinigten Staaten sind für uns als Absatzmarkt, muss man ehrlich sagen, unersetzbar."
Und so hofft auch Wilhelm Hahn, dass sich die EU mit den USA auf Deals einigt, um diese Zollerhöhung abzuwenden.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de