Die Zahl der Menschen aus der Türkei, die in Deutschland Asyl beantragen, steigt. Mit ein Grund ist der gescheiterte Putschversuch am 15. Juli dieses Jahres. Wir haben Sakine Essen Yilmaz getroffen, deren Zukunft in Deutschland noch ungewiss ist.
Sakine Essen Yilmaz ist eine von etwa 5000 türkischen Asylbewerbern, die dieses Jahr nach Deutschland gekommen sind. Wäre sie in der Türkei geblieben, säße sie im Knast, denn die ehemalige Chefin der türkischen Lehrergewerkschaft wurde wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz zu mehr als drei Jahren Haft verurteilt. Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft der 39-Jährigen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften PKK vor.
"Es ist wichtig, dass man dort leben kann, wo man geboren ist. Ich sehne mich nach meiner Heimat. Meine Eltern, mein Mann, meine Freunde leben dort."
Zu Anfang lebte Sakine in einem Asylbewerberheim. Inzwischen hat sie ein eigenes Zimmer bei einer Lehrerin. Als belastend empfindet sie die Sprachbarriere, deshalb will sie so schnell wie möglich Deutsch lernen. Aus der Türkei zu fliehen war eine schwere Entscheidung. Eine Lebensentscheidung.
"Entweder ich gebe mein altes Leben auf und beginne bei Null - in einem fremden Land, ohne Sprache, ohne Wohnung, ohne Arbeit. Oder ich gehe für lange Zeit ins Gefängnis."
Derzeit wartet sie auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag. Die Asylanträge sind seit dem Putschversuch in der Türkei deutlich mehr geworden. In der ersten Jahreshälfte waren es noch pro Monat höchstens 350, im Monat November waren es fast doppelt so viele. Hoffnung hat Sakine, obwohl die Erfolgschancen für Türken, in Deutschland Asyl zu bekommen, im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken sind.