Wer etwas Gutes für die Umwelt machen möchte, hat im Frühling vielleicht mal Tütchen mit Wildblumen ausgesät. In vielen Fällen schaden sie den Insekten allerdings, weil die Mischungen Pflanzensamen aus anderen Ländern enthalten, mit denen heimische Insekten oft nicht klar kommen.
Im Supermarkt, dem Baumarkt oder Gartencenter rücken gerade wieder die Ständer mit den kleinen bunten Tütchen gefüllt mit Wildblumensamen weiter nach vorne an die Kassen. Die Tütchen versprechen ihr Inhalt soll sich – einmal ausgesät und blühend – in ein regelrechtes Buffet für Insekten verwandeln.
Auf Festen oder Werbeveranstaltungen werden die Samentütchen manchmal auch für umsonst an Besucherinnen und Gäste verschenkt, die die Samen dort aussähen, wo sie möchten: in den Blumenkübeln auf dem Balkon, im Garten oder auf einer Wiese. Nach dem Motto: Alles für die Artenvielfalt.
Tütchen oft mit fremden Wildblumen
Häufig sind die Wildblumenmischungen zwar gut gemeint, helfen der Biodiversität aber nicht, sondern schaden ihr viel öfter, sagt Biologin Jasmin Schreiber. Denn: Viele dieser kleinen Tüten enthalten Samen für fremde Wildpflanzen statt für heimische. Oft fehlt auf der Packung auch die Angabe, welche Wildblumen wir mit dem Tütchen eigentlich aussäen.
"Das Problem bei diesen Tütchen ist, dass wir gar nicht wissen, was drin ist."
Der Bochumer Botanische Verein hat sich solche Samentütchen angesehen und kommt in einem Bericht zu dem Schluss, dass viele Mischungen Samen von Arten aus dem Mittelmeergebiet, Südosteuropa oder Nord- und Mittelamerika enthalten würden. Heimische Arten kamen gar nicht oder kaum in den vom Verein untersuchten Tütchen vor.
Das Problem: Solche fremden Arten wachsen oft schnell und verbreiten sich gut, erklärt die Biologin. Und damit verdrängen sie heimische Arten, "was wiederum ein Problem für Insekt sein kann." Das ist etwa bei Insekten der Fall, die von bestimmten Pflanzen abhängig sind, weil sie einen Rüssel haben, der nur zu bestimmten Pflanzen passt. Wird eben diese Pflanze von den nicht-heimischen Wildblumen verdrängt, bricht für das Insekt die Nahrungsquelle weg. Und das wirkt sich wiederum auf die Vögel aus, die sich von dem Insekt ernähren.
"Wenn man die Mischungen untersucht, findet man heraus, dass da gar nicht viele heimische Wildpflanzen drin sind, sondern sehr viele fremde Arten – dadurch auch invasive Arten – die für unser Ökosystem ein Problem werden können."
Auf regionale Samen achten
Jasmin Schreiber empfiehlt deswegen, bei Wildblumenmischungen erst mal zu schauen, was drin ist, bevor es ans Aussähen geht. Steht auf der Packung drauf, welche Pflanzen sich hinter den Samen verstecken, können wir im Netz herausfinden, woher die Wildblume kommt. Laut dem Bochumer Botanischen Verein sind Gütesiegel kaum eine Hilfe, weil sie in den meisten Fällen frei erfunden sind. Falls die Netzrecherche ins Leere läuft und nicht eindeutig ist, welche Pflanzen wir aussähen, sollten wir im Zweifelsfall darauf verzichten, sagt die Biologin.
Es gibt auch Tütchen mit ausschließlich regionalen Arten. Gärtnereien bieten die zum Beispiel häufig an. Alternativ gibt es vom Naturschutzbund (Nabu) eine Liste mit verschiedenen Anbietern von regionalem Saatgut. Es gibt auch andere Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten und sich für Balkone, Fensterbänke oder Gärten eigenen.