Wer es darauf anlegt, kann die Welt als einen einzigen Konfliktherd betrachten. Tatsächlich gibt es heute mehr Krisen als früher. Doch selbst Menschen, die direkt betroffen sind, entwickeln manchmal einen positiven Alltag mit Optimismus. So wie in Donezk.

Ukraine-Konflikt, Krieg in Syrien, Hunger in Afghanistan - man könnte den Eindruck bekommen, die Welt wird unsicherer und lebensfeindlicher. Sarah Brockmeier, Mitarbeiterin am Leibniz-Institut der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, sagt: Der Eindruck ist nachvollziehbar. Tatsächlich sind die Konflikte und Krisen in den letzten Jahren mehr geworden. Während in den späten 90er-Jahren bis 2007 weniger Konflikte herrschten, ist die Anzahl seitdem wieder gestiegen.

Manche Konflikte sind für die Menschen in Deutschland und Europa zudem relativ nah, so wie der Ukraine-Konflikt oder die Auswirkungen des Kriegs in Syrien, wenn Geflüchtete in Europa Schutz suchen. Auch Komplexität spiele beim Entstehen des Gefühls von Unsicherheit eine Rolle, zum Beispiel, wenn neben den Konflikt- weitere externe Parteien beteiligt sind.

Krisen werden manchmal anders erlebt als man sie von außen betrachtet

Manchmal fühlen sich Krisen für Unbeteiligte aber anders an als für jene, die unmittelbar betroffen sind. Für Menschen, die zum Beispiel in der Ost-Ukraine leben, ist der Konflikt mit Russland und die Besetzung durch prorussische Separatisten ein wenig Alltag geworden.

Die Münchner Journalistin Mariia Fedorova hat Verwandte in Donezk. Ihr Eindruck ist, dass sie sich inzwischen an den Zustand gewöhnt haben.

Mariia sagt, dass in Deutschland ein verzerrtes Bild der dort herrschenden Situation existiert. Sie sieht, dass die Menschen dort versuchen, ihr Leben weiter zu leben, und zur Arbeit gehen, Geburtstage feiern oder studieren - allerdings ist die Atmosphäre anders als vor dem Konflikt.

"Gleichzeitig liegt über allem so eine tiefe Traurigkeit wie ein Dunst."
Mariia Federova über die Gefühlslage der Einwohner von Donezk

Trotz dieser Stimmung, sagt sie, lernt sie viel von der Lebenseinstellung der Menschen dort. Die Lebensenergie der Menschen, die in Donezk leben, ist groß. Mariia sagt auch, die Art wie über Politik gesprochen wird hat sich in den letzten Jahren verändert - statt hitziger Diskussionen gibt es heute einen großen Willen, dass der Konflikt friedlich gelöst wird. Diese Energie stimmt sie hoffnungsvoll. Was ihr persönlich hilft, wenn sie sich mal wieder Sorgen macht, ist der Austausch mit anderen.

Mehr zum Thema:

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Ab 21 über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an ab21.dlfnova@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
Optimistisch bleiben
Wenn uns die Weltlage verunsichert
vom 10. Februar 2022
Moderatorin: 
Ivy Nortey
Interviewgast: 
Mariia Fedorova, hat Familie und Freunde in Donezk
Interviewgast: 
Sarah Brockmeier, Mitarbeiterin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung