Die konservative Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Erdogan hat die Kommunalwahlen gewonnen - mit gut 46 Prozent der Stimmen. Was bedeutet das für die Türkei?

Wenn wir Erdogan hören, dann denken wir an Twitter-Verbot, Youtube-Sperren und Gewalt gegen Demonstranten. Neben diesen berechtigten Kritikpunkten gibt es aber auch etwas, was nur Erdogan geschafft hat, erklärt uns unser Korrespondent Reinhard Baumgarten.

"Erdogan ist einer der Ersten, der versucht hat, einen Ausgleich herzustellen im Land. Seine AKP hat auch in den kurdischen Gebieten teilweise bis zu 40 Prozent bekommen."
Reinhard Baumgarten

Türkische Wahlforscher sagen: Hätten gestern nur Akademiker gewählt, hätte die Oppositionspartei CHP die Kommunalwahlen deutlich gewonnen - und die AKP verloren. Entgegen einiger Gerüchte werde Erdogans Partei aber keinesfalls nur von Nicht-Akademikern und alten Menschen gewählt, so Baumgarten. Die AKP sei eine extrem vielfältige Partei.

"Bei einem Stimmenanteil von über 45 Prozent kann das gar nicht sein. Die Türkei hat einen Altersdurchschnitt von 28 Jahren."
Reinhard Baumgarten
Erdogan lässt sich nach dem Sieg bei den Kommunalwahlen 2014 in der Türkei feiern.
© dpa
Erdogan hat allen Grund, sich feiern zu lassen.

Auch wenn es Kommunalwahlen waren, im Grunde wurde gestern in der Türkei auch über die Politik von Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan abgestimmt. Ergebnis: Seine AKP hat nicht die Verluste erlitten, die sich ihre Gegner erhofft hatten. Die hatten den Regierungschef via Youtube und Twitter mit immer neuen Enthüllungen in Bedrängnis gebracht. So sehr, dass Erdogan Twitter und Youtube zu den Grundübeln der Menschheit zählte und vor wenigen Tagen sperren ließ. Und DRadio Wissen Netzreporter Andreas Noll sieht keinen Grund dafür, dass mit dieser Politik jetzt Schluss sein sollte.

Der Twitter-Account des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan.
© Screenshot
Und wie kommt Erdogan jetzt selbst an seinen Twitter-Account?
Andreas Noll über den Umgang Erdogans mit Social Media
"Erdogan kann - politisch gesehen - vor Kraft kaum noch laufen nach diesem Wahlsieg. Er wird seine Politik gegen den Einfluss des Internet weiterführen."