Bringt die Omikron-Variante den Übergang von der Pandemie zur Endemie? Nicht zwangsläufig, sagen Forschende, die vier unterschiedliche Zukunftsszenarien vorgestellt haben.

Die Hoffnung vieler besteht darin, dass ein Zeitpunkt kommt, an dem die Wissenschaft und die Politik einstimmig und offiziell sagen: Die Pandemie ist vorbei. Oder zumindest, die Pandemie ist in eine Endemie übergegangen.

Viele blicken auch hoffnungsvoll darauf, welche Lockerungen die Ministerpräsidentenkonferenz (16.02.) beschließt und wie schnell der anvisierte Plan zur Lockerung der Maßnahmen möglicherweise in die Tat umgesetzt wird.

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Dass kein wirkliches Ende zu erwarten ist, sondern das Coronavirus auch künftig mit bedacht und in die Planung mit einkalkuliert werden muss, davon gehen Wissenschaftlerinnen aus. In Großbritannien wurden mögliche Szenarien für die Zukunft modelliert. Diese reichen von optimistisch bis pessimistisch.

"Diese Szenarien finde ich ganz wichtig, weil sie dieses Dilemma verdeutlichen: Dieser Wunsch, alles zu öffnen – alles ist vorbei, die Impfpflicht ist nicht nötig – das ist nicht so einfach.“
Sandra Ciesek, Virologin, zitiert aus dem NDR-Podcast "Coronavirus Update"

Die Scientific Advisory Group for Emergencies (SAGE) ist ein wissenschaftliches Beratergremium der britischen Regierung. Forschende dieser Gruppe haben verschiedene Szenarien für Großbritannien erstellt. Die Virologin Sandra Ciesek äußerte allerdings, dass sie auf Deutschland übertragbar seien. In der Annahme, dass Varianten des Coronavirus weiterhin zirkulieren werden, stimmen die unterschiedlichen Modellierungen überein.

"All diese Szenarien gehen davon aus, dass das Virus SARS-CoV-2 weiter zirkulieren wird und dass neue Varianten entstehen. Das ist glaube ich etwas, wovon wir ausgehen müssen."
Sandra Ciesek, Virologin, zitiert aus dem NDR-Podcast "Coronavirus Update"

In den beiden optimistischeren Szenarien würden zwar neue Virusvarianten auftauchen, die ähnlich wie die Omikron-Variante ausgeprägt sein könnten – möglicherweise auch abwechselnd wie Delta oder Omikron.

Impfungen und Medikamente für besonders gefährdete Personen anpassen

Diese Ausprägungen des Virus verhalten sich ähnlich wie die Delta- und Omikron-Varianten, das heißt, dass sie den Immunschutz in ähnlicher Weise umgehen oder weniger effektiv sind. Möglicherweise sind sie auch weniger leicht übertragbar und verursachen teils eher milde, teils schwere Verläufe. Durch eine hohe Immunität in der Bevölkerung fällt die Krankheitslast dann allerdings nicht so hoch aus.

Impfstoffe und Medikamente bleiben weitestgehend wirksam. Sie müssten nur für besonders gefährdete Personen angepasst werden. Im kommenden Herbst und Winter seien kleinere Infektionswellen zu erwarten, sodass Masken saisonal weiter genutzt werden sollten.

Pessimistischere Szenarien: Ansteckendere Coronavirus-Varianten entstehen

In den beiden pessimistischeren Szenarien gibt es nur eine geringe Bevölkerungsimmunität. Neue besorgniserregende Varianten könnten entstehen, die leichter übertragbar sind und beziehungsweise oder den Immunschutz noch besser umgehen können als die Omikron-Variante.

Infektionen könnten vermehrt zu schwereren Verläufen führen und zu Resistenzen gegen Medikamente und Impfstoffe. In solch einem Fall müssten vermehrt Maßnahmen ergriffen werden, um die kritische Infrastruktur des Landes aufrecht zu erhalten.

Vor allem dann, wenn gleichzeitig auch eine größere Grippewelle kursiert. Die Impfungen müssten flächendeckend regelmäßig aufgefrischt werden und es könnten – laut der Modelle – soziale Konflikte entstehen.

Szenarien können, aber müssen nicht zwangsläufig, auftreten

Die Forschenden sagen aber auch, dass keines dieser Szenarien eintreten müsse, dass es noch kritischer oder weniger kritisch verlaufen könne und das durchaus auch ein Wechsel zwischen verschiedenen Szenarien denkbar wäre.

Letztendlich werde sich die Situation irgendwann einpendeln, aber wie lange das dauert und was sich bis dahin noch ereignet, sei schwer vorherzusehen.

Shownotes
Pandemie-Szenarien
Coronavirus: Wie es weitergehen könnte
vom 16. Februar 2022
Moderation: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Julia Polke, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten