"Wir kriegen Grönland", sagt Donald Trump und schließt sogar militärische Gewalt nicht aus. Am Dienstag (11.03.25) finden in Grönland die Parlamentswahlen statt – vorgezogen wegen Trump. Doch was sagen Menschen in Grönland dazu?
7. Januar 2025: Auf dem Flughafen der grönländischen Hauptstadt Nuuk ist eine Maschine gelandet. Was auf ihr steht – in Großbuchstaben wohlgemerkt –, ist Programm: Trump. In der Maschine sitzt jedoch nicht der US-Präsident kurz vor Beginn seiner zweiten Amtszeit, sondern sein Sohn Donald Trump Jr..
Der Besuch in Grönland, der größten Insel der Welt mit seinen 60.000 Einwohner*innen, vielen Gletschern und noch mehr Rohstoffen, hat ein Ziel: das Augenmerk der Amerikaner*innen auf die Insel legen.
Trumps Begehrlichkeiten lösen in Grönland Sorgen aus
Ebbe Volquardsen, der seit neun Jahren in Grönland lebt und arbeitet, formuliert es schärfer: "Der Sohn kam hierher, um Social-Media-Propaganda zu machen." Außerdem erzählt er, dass auf Trump Jr. Influencer, Youtuber und Tiktokstars folgten, um von Isländer*innen pro-amerikanische Aussagen auf Video festzuhalten. Damit wollten sie, so Ebbe, Amerikaner*innen suggerieren, dass die Grönländer zu USA gehören wollen.
Das Vorhaben, Grönland "haben" oder tatsächlich "kaufen" zu wollen, ist nicht neu. Donald Trump formulierte es bereits während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident. 2025 scheint sich die Lage jedoch verschärft zu haben. Zumindest zeigen Donald Trumps Sätze wie: "One way or the other – we are gonna get it" (dt. "Wir kriegen es so oder so.") Wirkung.
Vorgezogene Parlamentswahlen
Unter der grönländischen Bevölkerung lösen Trumps Drohungen Unbehagen und Verunsicherung aus, beobachtet Ebbe. Auch die Politik reagiert, berichtet ARD-Korrespondentin Sophie Donges: Ministerpräsident Múte B. Egede wehrt sich lautstark und "staatsmännisch", wie es die Korrespondentin beschreibt, gegen die Ansprüche des US-Präsidenten, spricht von ernsten Zeiten und zieht die Parlamentswahlen um vier Wochen vor auf den 11.3.2025.
"Ministerpräsident Múte B. Egede hat gesagt: 'Wir müssen jetzt geschlossen handeln und auftreten.' Damit will er Grönlands Stärke präsentieren."
Die Gründe, warum Trump sich überhaupt für Grönland interessiert, sind vielfältig, sagt Sophie Donges:
1. Militärisch-strategische Lage: Es gibt bereits eine große US-Airbase auf Grönland, die relevant für Raketen ist.
2. Rohstoffe: Große Mengen verschiedenster Rohstoffe und Bodenschätze werden aufgrund des Klimawandels immer besser zugänglich.
3. Seehandelsroute: Die Nordwestpassage wird wegen des schmelzenden Eises in der Arktis bald befahrbar sein.
4. China: Das Land will sich ebenfalls in Grönland "engagieren". Das will Trump auf jeden Fall verhindern.
Auf der anderen Seite könnte das Interesse der USA an Grönland auch eine Chance sein, schätzt Ebbe Volquardsen, weil es Grönlands Verhandlungsposition mit Dänemark stärkt. Denn Grönland hat zwar eine eigene Regierung und Verwaltung, ist jedoch eine ehemals dänische Kolonie und gehört immer noch zum dänischen Königreich.
Dänemark und Grönland – kein unkompliziertes Verhältnis
Von dieser Abhängigkeit will man sich idealerweise Schritt für Schritt lösen, erklärt Sophie Donges. Gleichzeitig könne niemand die Augen davor verschließen, dass Grönland wirtschaftlich und finanziell von Dänemark abhängig sei. Denn Grönland habe bis auf die Fischerei, den Bergbau und öffentlichen Sektor so gut wie keine Wirtschaft. Über eine eigene Armee verfügt das Land auch nicht.
"Diejenigen, die kühn genug sind, um von der vorherrschenden Verunsicherung abzusehen, sagen: Jetzt ist unser Moment."
Die Hoffnung jedoch ist, so Ebbe, dass Trumps Begehrlichkeiten folgenden Effekt in Richtung Dänemark haben könnten: Schaut, man will euch Grönland wegnehmen. Kämpft dagegen. Überdenkt eure Beziehung zu uns, und wartet nicht zu lange mit den Verhandlungen. Denn der nächste Interessent steht quasi vor der Tür.
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