Chinesische Behörden testen derzeit einen Spionagevogel - eine Drohne, die aussieht wie eine Taube. Sie soll kaum auffallen und so unbemerkt überwachen.
In China werden die Alpträume von Datenschützern wahr. Denn Peking baut gerade einen Überwachungsstaat auf, der das Wohl-Verhalten seiner Bürger in allen Lebensbereichen kontrolliert. Das sogenannte chinesische "Sozialkreditsystem" erfasst Zahlungsmoral, Strafregister, Einkaufsgewohnheiten, Partei-Treue und soziales Verhalten. Aber nicht nur das: Jetzt setzen die chinesische Behörden auch auf als Tauben getarnte Überwachungsdrohnen.
Überwachung der Uiguren
Die Drohne kam laut der South China Morning Post bisher vor allem in der Region Xinjang zum Einsatz, wo die muslimische Minderheit der Uiguren lebt. Diese werden von der chinesischen Regierung aufgrund ihres Bestrebens nach mehr Autonomie besonders stark überwacht.
Die Tauben-Drohne, die aussieht wie der Bestandteil eines billigen Plastik-Mobiles, wurde von der Northwestern Polytechnical University in Xian entwickelt. Sie wiegt 200 Gramm und kann 30 Minuten in der Luft bleiben.
Die Drohne hat schwere Last an Bord: unter anderem eine HD-Kamera, GPS und das Steuersystem. Die Höchstgeschwindigkeit der Fake-Taube beträgt 40 km/h.
Flugverhalten (fast) wie echte Tauben
Dass die Drohne wie eine Taube aussieht, ist kein Gag. Sie soll besonders unauffällig sein, damit sie von den Menschen, die sie überwacht, nicht entdeckt wird. Deswegen ahmt sie nicht nur optisch eine Taube nach. Auch das Flugverhalten der Drohen ähnelt wohl ziemlich dem von echten Tauben.
Die Drohne hat keine Rotoren, sondern schlägt wie eine echte Taube mit den Flügeln. Das macht sie zum einen leise – und lässt sie außerdem am Himmel so lebensecht aussehen, dass sie oft auch von echten Vögeln begleitet werde.
Deshalb setzt auch das chinesische Militär große Hoffnungen auf die Taubendrohne. Durch seine lebensechten Flugbewegungen kann das kleine Ding nämlich kaum vom Radar erfasst werden. Außer in der Provinz Xianjang soll die Drohne noch an vielen anderen Orten in China eingesetzt werden.
China trackt "seine" Autos
Neben den Überwachungstauben ist China auf dem Weg, noch ein anderes, ähnlich flächendeckendes Instrument, auszubauen: Das Wall Street Journal berichtet, dass China ein elektronisches Identifizierungs-System für PKW an den Start bringen will. Mit Hilfe der RFID-Technologie wollen sie jedes chinesische Auto tracken – per Chip in der Windschutzscheibe.
"Ab dem ersten Juli wird jedes neu registrierte Auto mit einem sogenannten RFID-Chip in der Windschutzscheibe versehen."
Der Chip funkt die Daten des Autos, also wem es gehört und wo es sich befindet, kontinuierlich an eine zentrale Stelle. Bis Anfang 2019 ist das noch freiwillig, danach verpflichtend. Auch alte Autos werden dann nachgerüstet.
Das Programm erfüllt gleich mehrere Zwecke:
- es soll helfen, den Verkehr in China besser zu regeln
- die Daten des Fahrzeugs werden aber auch ans Ministerium für öffentliche Sicherheit gesendet, schreibt das Wall Street Journal
Totale Überwachung aller Verkehrsbewegungen
Die Daten sind zudem mit all den anderen Daten, die China über seine Bürger sammelt, kombinierbar: aus den zahlreichen Überwachungskameras, dem Gesichtserkennungssystem und der Überwachung des Internetverkehrs. Das alles zusammen ergibt ein ziemlich lückenloses Netz.
"Das einzig Positive daran: Ich frage mich, wer all diese Daten kontrollieren soll. Obwohl das natürlich wiederum ein optimaler Job für eine KI wäre."
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