Über die Ukraine-Krise zu reden und möglichst nah an den Fakten zu bleiben, ist schwierig, weil oft nicht klar ist, was wahre Fakten sind. Ukraine und Russland - beide Länder betreiben Propaganda.

Seit mehr als zwölf Jahren berichtet Moritz Gathmann für verschiedene deutsche Medien regelmäßig aus Russland. Er ist mit einer Russin verheiratet und hat auch viele Freunde und Bekannte dort. Die Ukraine-Krise beobachtet Gathmann seit Beginn, im Propagandakrieg auf beiden Seiten, sei es aber oft sehr schwer, die Wahrheit herauszufinden.

"In Russland ist die Propaganda doch sehr stark, radikal und auch sehr wirkungsvoll. Ich habe gemerkt, wie stark das in die Köpfe der Menschen hineinwirkt."
Moritz Gathmann, Journalist

Gerade bei der älteren Generation passe die Propaganda in Deutungsmuster, die sie noch aus Zeiten der Sowjetunion kennen: der Westen als Feind, Russland, das sich gegen den Westen wehren muss. Die Jüngeren seien da zwar etwas kritischer, aber nicht dazu bereit, eine ganz negative Rolle Russlands anzunehmen, so Moritz Gathmann.

Freunde im Propaganda-Strudel

In den großen, staatlichen Medien gäbe es nur noch eine Linie, sagt Gathmann, der Raum für andere Meinungen sei sehr klein geworden. Wie tief die Propaganda selbst in private Beziehungen eindringt, das bekommt auch Gathmann deutlich zu spüren. Diskussionen über das Thema mit Bekannten und Freunden in Russland führen immer wieder zu Streitereien. Dass die Ukrainer alles Faschisten seien - einige seiner Freunde posten solche Propagandalügen des Kremls auch auf Facebook.

"Mir ist zum ersten Mal klar geworden, wie krass Propaganda insbesondere über das Fernsehen sich auswirken kann"
Moritz Gathmann, Journalist
Shownotes
Ukraine-Krise
"Wie krass Propaganda wirken kann"
vom 16. September 2014
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartner: 
Moritz Gathmann, Journalist