Einige Unternehmen und Branchen profitieren vom Krieg in der Ukraine. Dazu zählen zwar vor allem Rüstungskonzerne, doch auch Mineralölgesellschaften oder erneuerbare Energien erleben einen Aufschwung.

Rüstungskonzerne zählen zu den größten Gewinnern der Krise: Schließlich werden im Krieg Waffen und Munition benötigt. Davon profitieren in Deutschland Unternehmen wie Rheinmetall oder Krauss-Maffei-Wegmann.

"An der Aktie von Rheinmetall wird es zum Beispiel sehr deutlich: Sie ist in den letzten Jahren um rund 20 Prozent gestiegen – und seit Kriegsbeginn um 130 Prozent."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Die größten Rüstungskonzerne kommen aus den USA. An ihrer Spitze: Lockheed Martin. Das Unternehmen hat seit Kriegsbeginn um rund 40 Prozent zugelegt, erklärt Nicolas Lieven. Doch auch auf deutsche Rüstungsunternehmen wirkt sich der Krieg massiv aus.

Ersatz für russisches Öl und Gas

Neben Rüstungskonzernen gibt es auch andere Unternehmen und Branchen, die in der Krisensituation gewinnen. Denn in der Politik heißt es, Deutschland müsse sich von Russland als Förderstaat für Gas und Öl unabhängig machen. Das kommt vielen Mineralölgesellschaften und Förderstaaten wie Norwegen zugute, die die russische Versorgung ersetzen sollen.

"Erst sind die Ölpreise tatsächlich gestiegen, doch sie sind relativ schnell wieder gesunken. Die Spritpreise sind aber hoch geblieben. Das wird sich auch in den Bilanzen der Konzerne widerspiegeln."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Zwar steigen die Preise für gewisse Rohstoffe, dennoch steigen für viele Unternehmen die Gewinne, erklärt unser Experte. So seien zwar die Ölpreise zunächst gestiegen, was zu einem Anstieg der Spritpreise geführt habe, doch seien eben nicht im selben Maß wieder gesunken als die Ölpreise wieder abgefallen sind.

Viele Billiganbieter für Gas und Strom verschwunden

Diese Entwicklung führt dazu, dass wieder verstärkt in fossile Brennstoffe investiert wird. Ein Analyst teilte Nicolas Lieven mit: Das werde wahrscheinlich in den kommenden zehn Jahren so weitergehen.

Die großen Strom- und Gasversorger profitieren am meisten: Denn durch den Anstieg der Preise konnten sich viele der Billiganbieter nicht über Wasser halten. Das habe den Markt bereinigt, sagt Nicolas Lieven. Auch viele Einzelhändler im Lebensmittelsektor profitieren: Denn vieles was sie nun teurer anbieten, konnte noch unter günstigeren Bedingungen produziert werden.

"Erneuerbare Energien erleben durch diese Krise einen Boom, hinter dem die Anbieter nicht hinterherkommen. Für Photovolatikanlagen gibt es extrem lange Wartelisten."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Neben fossilen Energiequellen, sind es aber auch erneuerbare Energien, die verstärkt gefragt sind und gefördert werden. Gerade aus dem privaten Bereich gibt es viele Anfragen – die längst nicht alle angenommen werden können.

In der Branche werden zum Teil bis zu 80 Prozent der Anfragen für beispielsweise den Bau von Photovoltaikanlagen abgelehnt, so Nicolas Lieven. Auch Windenergie soll ausgebaut werden, doch da liege Deutschland noch weit zurück.

"Wer etwas in Fonds investieren will, kann schon entscheiden, ob er oder sie damit Rüstungskonzerne oder erneuerbare Energien unterstützen will."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Wenn Unternehmen vom Krieg profitieren, tun es auch die, die in die Unternehmen investieren. Wer also ein Teil seines Ersparten in Fonds steckt, sollte wissen, woher der mögliche Gewinn stammt.

Nicolas Lieven sagt: Es gibt auch Fonds, die nachhaltig arbeiten und den Ausbau erneuerbarer Energien oder E-Mobilität fördern und die Waffenproduktion explizit ausschließen.

Shownotes
Rüstungskonzerne und Co.
Die finanziellen Gewinner des Krieges
vom 19. April 2022
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist