Pünktlich, ordentlich und ein bisschen unterkühlt: So sieht das Stereotyp von "den Deutschen" aus. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov hat jetzt mit Online-Umfragen versucht, herauszufinden, wie "die Deutschen" eigentlich wirklich ticken. Die Ergebnisse sind einigermaßen aufgeblasen - mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass man es Quatsch finden kann, mit 80 Millionen anderen Menschen auf Teufel-komm-raus in einem Kollektiv verortet zu werden.
Die Stereotypen stimmen nur halb: "Die Deutschen" sind zwar diszipliniert und pünktlich, aber auch abergläubisch und eher Wein- als Biertrinker. Sie glauben an die heilende Kraft der Steine und kuscheln gern. Mehr als 80 Prozent finden Knutschen und Streicheln super. Etwa die Hälfte begrüßt ihre Freunde inzwischen mit einer Umarmung oder Küsschen - vor allem die Frauen. Und die Mehrheit der Männer massiert gerne.
Das alles hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov durch 80 Online-Umfragen mit jeweils 1000 Teilnehmern herausgefunden. Der Psychologe Holger Geißler und der Mathematiker Christoph Drösser haben daraus ein Buch gemacht, das gerade erschienen ist.
Selbsteinschätzung - Fehleinschätzung?
Problematisch ist allerdings, dass diese Ergebnisse auf Selbsteinschätzung beruhen. So sagen zum Beispiel 65 Prozent der Befragten von sich, dass sie kreativ sind - ob sie tatsächlich Möbel bauen oder Geschäftsideen entwickeln, wissen wir aber nicht.
Außerdem sollen "die Deutschen" überraschend offen sein. Der Beleg der Autoren: Mehr als zwei Drittel der Befragten interessiert sich für fremde Länder und Menschen, und viele haben schon mal außerhalb von Europa Urlaub gemacht. Ein weiteres Beispiel: Viele Befragten beschreiben sich als "freiheitsliebend", was für sie bedeutet, über rote Ampeln zu gehen oder in der Bahn kein Ticket zu lösen.
So sagen die Umfragen vielleicht weniger darüber aus, was tatsächlich "deutsch" ist (wenn man glaubt, dass es so etwas überhaupt gibt), als darüber, wie die Befragten sich selbst sehen.