Der Bürgerkrieg in Syrien ist immer noch nicht zu Ende - die Vereinten Nationen warnen, dass sie kaum noch Geld haben, um die Menschen in den Lagern zu versorgen. Wiederholt mussten die UN ihre Hilfen kürzen. Der Journalist und Buchautor Andreas Zumach weiß, woran das liegt.

Seit dem Beginn der Kämpfe in Syrien im Frühjahr 2011 wurden in dem Konflikt Schätzungen zufolge etwa 230.000 Menschen getötet. Fast die Hälfte der Bevölkerung - zwölf Millionen Männer, Frauen und Kinder - sind inzwischen inner- und außerhalb des Landes auf der Flucht. Es ist kein Wunder, dass ausgerechnet jetzt so viele Menschen aus Syrien in Europa Asyl suchen - das liegt unter anderem daran dass die Situation in den Lagern rund um Syrien - in Jordanien oder im Libanon - immer schlechter wird.

Mehr als die Hälfte fehlt

Zuständig für die Versorgung der Menschen aus Syrien sind das Welternährungsprogramm und das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge. Von der Hilfs-Summe, die sie in diesem Jahr bräuchten, fehlt noch weit mehr als die Hälfte, sagt Zumach.

"Von den nötigen 6,6 Milliarden Dollar sind gerade mal 2,43 Milliarden Dollar zusammengekommen – das sind 37 Prozent. Der Skandal war noch nie so groß."
Andreas Zumach, Journalist

Die USA geben 1 Milliarde, die 28 EU-Staaten aber nur mit 800 Millionen. Und innerhalb der EU-Staaten gebe es große Unterschiede: Großbritannien gibt 422 Millionen, dann Deutschland mit 200 Millionen. Die Slowakei gibt allerdings nur 33.670 Dollar. Andere EU-Staaten - etwa Estland, Kroatien, Portugal, Ungarn, Rumänien oder Zypern - hätten bisher noch keinen Cent abgedrückt. Aber auch andere sehr finanzstarke Länder seien sehr geizig, sagt Zumach.

"Russland hat gerade mal 16 Millionen Dollar gegeben - das ist so viel wie Luxemburg - China noch keinen Cent und das reiche Öl-Land Saudi-Arabien gerade mal sechs Millionen."
Andreas Zumach

Problem: Freiwillige Basis

Die Zahlungen geschehen zum großen Teil auf freiwilliger Basis. Das ganze UNO-System kostete im letzten Jahr 30 Milliarden Dollar. Nur 20 Prozent, also sechs Milliarden, werden durch Pflichtbeiträge aufgebracht - prozentuale Anteile entsprechend der wirtschaftlichen Fähigkeiten und Bevölkerungsstärke der Mitgliedsländer. Deutschland sei hier mit 9,5 Prozent dabei, viele arme Länder aber nur mit 0,5 Prozent, sagt Zumach. Auch die Pflichtbeiträge werden nicht von allen fristgemäß bezahlt, sagt Zumach. Die USA habe zum Beispiel aus politischen Gründen lange überhaupt nicht gezahlt.

"Die sechs Milliarden kommen nicht regelmäßig rein. Und die anderen 24 Milliarden sind davon abhängig, dass Regierungen freiwillige Entscheidungen treffen."
Andreas Zumach
Shownotes
UN-Flüchtlingshilfe
"Der Skandal war noch nie so groß"
vom 17. September 2015
Moderation: 
Marlis Schaum
Gesprächspartner: 
Andreas Zumach, Journalist