Fehler machen wir alle mal. Dem Chef oder der Chefin eines großen Unternehmens sollte das allerdings nicht so häufig passieren. In welchen Fällen die Kunden ihnen dennoch verzeihen, hängt stark vom Geschlecht der Führungsposition ab.
Zwei Psychologinnen aus den USA haben dazu jetzt eine Studie veröffentlicht. In drei Experimenten haben sie untersucht, unter welchen Bedingungen potentielle Kunden einer Führungsperson einen Fehler verzeihen und das Produkt dennoch kaufen würden. Ergebnis: Das Geschlecht und geschlechtsspezifische Eigenschaften spielen eine große Rolle beim Verzeihen.
Frauen werden technische Fehler verziehen, Männern ethische
In einem ersten Durchlauf haben über 500 Teilnehmer - aufgeteilt in drei Gruppen - für das Experiment einen Artikel über einen Automobilhersteller gelesen. In einer Gruppe ging es um ein defektes Auto, in einer anderen um ein internes, ethisches Problem, das nicht gelöst wurde und in der dritten Gruppe wurde das Unternehmen lediglich beschrieben. Ob es sich um einen Mann oder eine Frau an der Spitze des Unternehmens handelte, wussten die Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Als den Probanden gesagt wurde, dass es sich bei dem internen, ethischen Problem um den Fehler einer Chefin handelte, war die Kaufbereitschaft nicht mehr sehr groß. Ganz anders bei technischen Fehlern: Hier wurde der Fehler den weiblichen Führungspersonen verziehen.
"Für die Forscherinnen heißt das, dass man einer Chefin einen Fehler eher verzeihen würde, weil sie sich als Frau im Autobereich vielleicht nicht so auskennt."
Bei einem zweiten Durchlauf wurden den Führungspositionen noch Charaktereigenschaften zugeschrieben. Dabei handelt es sich um Eigenschaften, die typischerweise Frauen zugeschrieben werden wie sensibles und hilfsbereites und bei Männern starkes und kompetentes, also"aggressives", Auftreten.
Klischees in allen Branchen
Waren die Eigenschaften gemäß der Geschlechterklischees verteilt, dann sorgte das dafür, dass es unwahrscheinlicher wurde, dass die Teilnehmenden ein Auto von einem Hersteller kaufen würden, an dessen Spitze eine Frau ist. Die Forscherinnen schlossen daraus, dass sich Chefinnen aggressiver verhalten müssten, um die Kunden nach einem Fehler wieder von ihrem Unternehmen überzeugen zu können.
Das hat sich in soweit bestätigt, als die Forscherinnen auch Chefinnen mit "aggressivem Auftreten" beschrieben haben. Die Teilnehmenden haben angegeben, sie würden bei dem Autohersteller mit einem ethischem Versagen eher ein Auto kaufen, wenn eine "aggressive" Frau an der Spitze stünde.
Im Fall des Automobilunternehmens verziehen die Probanden den Chefinnen noch die technischen Fehler. Ganz anders sah es aber aus als die Frauen an die Spitze eines Spielwarenkonzerns gesetzt wurden. Hier kamen sie mit technischen Fehlern nicht mehr durch.