Lokale Kulturschaffende, die nicht die Mittel haben, auf sich aufmerksam zu machen, leiden besonders unter der Corona-Krise. Deswegen ist es wichtig, nicht nur für große Aktionen zu spenden, sondern auch das lokale Umfeld zu unterstützen, meint der Chef des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann.

22 Euro für ein Festival-Ticket mit einem unglaublichen Line-Up: Billie Eilish, die Foo Fighters, ABBA und sogar die Beatles sind dabei. Der einzige Haken: Das Festival "Keiner kommt, alle machen mit" ist gar kein Festival, sondern nur eine reine Spendenaktion für die Hamburger Kulturszene. Über 440.000 Euro wurden durch diese Aktion eingenommen.

Nicht alle Künstler haben das Glück und die Mittel, von so einer medienwirksamen Aktion zu profitieren. Doch gerade die unbekannteren Kunstschaffenden aus den lokalen Kulturszenen brauchen diese Unterstützung am dringendsten. Deshalb rät Olaf Zimmermann, Chef des Deutschen Kulturrates, dazu, sich mehr vor Ort umzuschauen, wen man unterstützen könnte.

"Nicht nur an die bekannten Namen denken, sondern sich auch mal in seinem lokalen Umfeld umschauen, um zu gucken, wo gibt es denn hier interessante Künsterlinnen und Künstler, die vielleicht eine Unterstützung ganz gut gebrauchen können."
Olaf Zimmermann, Chef des Deutschen Kulturrats

Keine CDs oder Merch zu verkaufen

Silke Ostermeier aus Ratingen singt in zwei kleineren Cover-Bands - "SillyVanilly" und "Sack" heißen sie. Für sie als Mitglied einer Live-Cover-Band ist die Situation besonders vertrackt. Denn Merch oder CDs haben sie nicht zu verkaufen. Gegen Streaming-Konzerte, die kostenlos oder auf Spendenbasis veranstaltet werden, ist sie auch. Diese Spenden würden sie an den Hut von früher erinnern, der herumgereicht wurde.

"Über Paypal Spenden zukommen zu lassen, das ist zwar eine Möglichkeit, aber ich finde, das ist wie der verpönte Hut von früher."
Silke Ostermeier, Sängerin der Bands "SillyVanilly" und "Sack"

Für Live-Bands sei neben der eigenen finanziellen Unterstützung noch ein weiterer Aspekt sehr wichtig: Die Unterstützung von lokalen Bühnen und Kulturstätten, meint Silke Ostermeier. Denn wenn diese durch die Corona-Krise kaputt gehen, hätten Bands nach der Krise keine Auftrittsmöglichkeiten mehr.

"Die lokalen Unternehmen, wo vorher eine Live-Musik-Szene möglich war, die müssen gestärkt werden, weil, wenn die ganze Corona-Zeit vorbei ist, brauchen wir Bühnen wieder, ganz, ganz dringend."
Silke Ostermeier, Sängerin der Bands "SillyVanilly" und "Sack"

Doch wirklich helfen könne laut der Sängerin nur ein von der Politik organisiertes Hilfspaket. Olaf Zimmermann vom deutschen Kulturrat ist optimistisch, dass diese Hilfe bald kommen wird.

Unterstützung aus der Politik ist angekündigt

Neben Soforthilfeprogrammen ist auch ein Kultur-Infrastrukturfonds im Gespräch, der bis spätestens Ende 2021 angelegt sein soll, mit dem Ziel, die Kulturlandschaft in Deutschland nachhaltig zu unterstützen. Auch kleinere Einrichtungen wie beispielsweise Kulturkneipen werden davon vermutlich profitieren können.

Abgesehen von der finanziellen Unterstützung sollte man nicht vergessen, den Künstlern auch emotionalen Support zu geben, meint Olaf Zimmermann: Einfach mal eine Mail oder eine Nachricht über die sozialen Netzwerke zu schicken, um den Kunstschaffenden zu zeigen, dass man sie immer noch wahrnehme.

"Schickt ihnen eine Mail, ruft sie an, twittert sie an - was auch immer - und zeigt ihnen, dass ihr ihre Kunst wahrnehmt. Das ist, glaube ich, das Wichtigste, was Künstler gerade brauchen, der Rest kommt danach."
Olaf Zimmermann, Chef des Deutschen Kulturrats

Neben Nachrichten und Anrufen könnte man auch mit den lokalen Kulturstätten brainstormen, wie sie mehr Aufmerksamkeit bekommen könnten, sagt Olaf Zimmermann. Denn Sänger, Schauspielerinnen oder Künstler machen im Endeffekt Kunst, um ein Feedback von ihrem Publikum zu bekommen - wenn das zurzeit live nicht geht, dann eben zumindest virtuell.

Shownotes
Lokale Kulturszene unterstützen
Olaf Zimmermann: "Zeigt ihnen, dass ihr ihre Kunst wahrnehmt"
vom 14. Mai 2020
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
David Freches, Deutschlandfunk Nova