Viele Menschen sind durch die Unwetterkatastrophe in Deutschland gestorben. Und auch der materielle Schaden ist groß. Werner Eckert aus der SWR-Umweltredaktion sagt: Deutschland hätte besser vorbereitet sein können. Denn bisher fehlten zuverlässige Warnsysteme.
Bei den Unwettern im Westen Deutschlands wurden Städte wie Bad Neuenahr und Schuld (Eifel) durch die Wassermassen zerstört. Viele Menschen sind gestorben. Um auf Unwetterkatastrophen vorbereitet zu sein, müssten Warnsysteme verbessert und der Städtebau neu gedacht werden, erklärt SWR-Umweltexperte Werner Eckert.
Nach Werner Eckerts Aussage fehlen Warnsysteme für extreme Lagen. Genau solche wie die aktuellen Extremwettereignisse in vielen Teilen Deutschlands. Aus diesem Grund hätten die betroffenen Menschen die Warnungen einfach nicht erreicht. Über Jahrzehnte habe es in Deutschland keine so gravierenderen Fälle gegeben wie in den vergangenen Tagen.
Auch Flusshochwasser an Elbe oder Rhein seien mit der aktuellen Situation nicht vergleichbar, so Werner Eckart. "Bei Flusshochwasser sieht man Vorlaufzeiten. Da sieht man den Scheitelpunkt kommen." Der Scheitelpunkt sei häufig schon Tage vorher kalkulierbar. Bei kleinen Flüssen wie der Ahr sei das anders. Hier reiche es nicht aus, sich auf Vorlaufzeiten zu verlassen, weil sie viel kürzer seien. Das Wasser komme sehr plötzlich angeschossen.
"Auch bei anderen engen Flusstälern - wie an der Mosel - hat es solche Wassermassen schon gegeben. In solchen Kerbtälern kommt das Wasser ganz plötzlich angeschossen. Die Vorlaufzeiten sind entschieden kürzer als bei großen Flüssen."
Scheitelpunkt großer Flüsse ist früher kalkulierbar
Grundsätzlich gilt: In einer Warnsituation braucht es schnelle und zuverlässige Infos für die Menschen. Aber genau das könne ein Problem sein, erklärt Umweltexperte Werner Eckert. Nachts schauen Bürger*innen nicht laufend aufs Handy. Die Warnsirenen aus militärischen Zeiten wurden in vielen Kommunen stillgelegt. Es fehle also an Möglichkeiten, die Menschen rechtzeitig zu warnen.
"Nachts, wenn die Menschen schlafen, gibt es keine Warnmöglichkeit. Da guckt dann keiner auf seine Warn-Apps. Warnsirenen sind sehr zuverlässige Einrichtungen. Aber die gibt es in vielen Kommunen nicht mehr."
Wasser muss absickern können
Damit Wasser schneller abfließen kann, sollten Städte darauf achten, dass mehr Wasser absickern kann. Das Ziel: Es sollte weniger Wasser in die Kanäle ablaufen, erklärt Werner Eckert.
"Durch die Medien geistert das Wort Schwammstadt. Das sind Konzepte der Kommunen, bei denen sehr viel Wasser in den Boden soll. Grundsätzlich ist das richtig. In diesem konkreten Fall waren es solche Wassermassen, dass jeder Boden überfordert ist."
Mit dem aktuellen Hochwasser wären allerdings alle Sicker- und Kanalisationskonzepte überfordert gewesen. Nichts könne solche Wassermassen aufnehmen, erklärt Werner Eckert. Es brauche zukünftig Risikokarten. Solche Gefahrenkarten gibt es bereits für Flusshochwasser. Nur wenige seien allerdings für extreme Wetterereignisse mit Starkregen ausgelegt, wie wir sie gerade erlebt haben. Wenn sich das ändere, lasse sich künftig besser simulieren, welchen Weg das Wasser nach extremen Niederschlag nimmt.