Baupläne für funktionierende Waffen aus dem 3D-Drucker offen ins Netz zu stellen - das ist legal, hat die US-Justiz jetzt beschlossen und damit einen langjährigen Streit mit dem Texaner Cody Wilson beigelegt, dem es bis jetzt verboten war, solche Druckvorlagen online anzubieten.

Der Streit zog sich jahrelang: Im Jahr 2013 hatte der damals 25-jährige US-Student Cody Wilson Baupläne ins Netz gestellt, mit denen man sich eine funktionierende Waffe ganz einfach selbst auf dem 3D-Drucker ausdrucken kann. "Liberator" heißt die Pistole, die nahezu komplett aus Kunststoff besteht und einen einfachen Nagel als Schlagbolzen nutzt.

US-Justiz erlaubt, Baupläne für Waffen aus dem 3D-Drucker ins Netz zu stellen

Die Do-it-yourself-Waffe ist daher kaum durch Metalldetektoren aufzuspüren. Über 100.000 Menschen aus aller Welt luden sich diese Pläne seinerzeit runter. Die US-Behörden verboten Cody Wilson damals seine Webseite "Defcad",  auf der der 30-jährige Anarchist und Waffennarr aus Texas seine Waffen-Druckvorlagen veröffentlicht. Er ging dagegen vor und argumentierte, die Veröffentlichung von digitalen Waffen-Bauanleitungen falle unter das Recht der Redefreiheit.

Screenshot der Website "Defcad"
© Screenshot der Website "Defcad" | Deutschlandfunk Nova
Auf seiner Plattform "Defcad" bietet Cody Wilson ab August 2018 wieder Waffenbaupläne zum Download an.

Die US-Behörden gaben jetzt bekannt, dass sie die juristische Auseinandersetzung mit Cody Wilson und seinen Mitstreitern der Gruppe "Defense Distributed" einstellen werden. Sie haben ihm einen Vergleich angeboten. Cody Wilson erhält eine Sonderlizenz und darf damit wieder Pläne von Waffen und Waffenteilen auf seiner Plattform anbieten - was er ab dem 1. August auch wieder tun will. Einzig Kriegswaffen sind von dieser Lizenz ausgenommen. Das ist allerdings relativ absurd, urteilt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin Martina Schulte, denn für die US-Regierung zählen dazu nicht mal halbautomatische Gewehre wie das AR-15.

Eine Bauplan-Bibliothek für fast alle Schusswaffen

Laut heise.de ist der Regierungswechsel in Washington für diese Entscheidung "nicht unerheblich" - sprich: Die Trump-Administration blickt mit Wohlwollen auf Cody Wilsons Treiben. Der will auf seinem Internetportal Baupläne für praktisch alle Schusswaffen veröffentlichen, nicht nur für selbst entworfene Pistolen.

"Wenn Wilsons Waffenbibliothek bundesstaatlich anerkannt wird, hätte sie Anrecht auf einen Zugang zum umfangreichen Archiv der US-Armee."
Martina Schulte, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporterin

Sollte Cody Wilsons Online-Sammlung offiziell als Bibliothek anerkannt werden, hätte das weitreichende Folgen, erklärt Martina: Er hätte dann das Recht, auf das Archiv der US-Armee zuzugreifen, wo Aufzeichnungen zu allen existierenden Schusswaffen lagern. Deren Baupläne kann er dann ebenfalls digitalisieren und ins Netz stellen.

"In Zukunft kann sich jeder zu Hause tödliche Waffen drucken – ohne Aufsicht der Regierung."
Wired

Das Tech-Magazin Wired befürchtet, dass Cody Wilson eine ganz neue Ära eingeläutet haben könnte, "in der die Waffenkontrollen in den USA noch laxer werden, als sie es ohnehin schon sind." In Zukunft könne sich jeder zu Hause tödliche Waffen drucken – ohne Aufsicht der Regierung. Alles, was es dazu braucht, ist ein 3D-Drucker, etwas Kunststoff und einen Nagel.

Mehr zu Waffen und 3D-Druck:

Shownotes
US-Justiz erlaubt DIY-Waffen
USA: Weg frei für Waffen aus dem 3D-Drucker
vom 16. Juli 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova