Eine neue Studie aus den USA zeigt: Musik machen dort – nach wie vor – vor allem die Männer. Die Zahl der Performerinnen, Songwriterinnen und Produzentinnen liegt deutlich darunter. Von den in den US-Charts erfolgreichen Künstlerinnen und Künstlern sind zwei von drei People of Color.

Die Studie der Annenberg School for Communication and Journalism, die zur Universität Kalifornien gehört, hat die Top 100 der US-Charts analysiert. Ergebnis: Frauen sind aktuell in der US-Musikindustrie genauso unterrepräsentiert wie schon in den letzten Jahren.

"In den Top 100 der USA waren 2020 etwas mehr als 20 Prozent Künstlerinnen, knapp 13 Prozent Songwriterinnen und nur zwei Prozent Produzentinnen."
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova

2020 waren insgesamt 173 Künstlerinnen und Künstler in den Top 100 der US-Charts vertreten, entweder Solo, als Features oder in Bands. Etwas mehr als 20 Prozent davon waren Frauen, knapp 80 Prozent waren Männer, niemand davon war nicht-binär.

Kaum Produzentinnen

Beim Songwriting ist der Abstand noch größer: Hier waren etwas über 87 Prozent Männer und nur knapp 13 Prozent Frauen. Am gravierendsten sehen die Zahlen in der Produktion aus: 98 Prozent der Leute, die Musik aus den Top 100 produziert haben, waren Männer, lediglich zwei Prozent Frauen.

So wirklich gravierend bewegt sich an diesen Zuständen auch nichts. Die Annenberg School erhebt diese Zahlen schon länger – und in den letzten drei Jahren gab es Veränderungen um maximal vier Prozent über alle Kategorien. Momentan gibt es sogar eine leichte Tendenz nach unten, also dass Frauen noch seltener auftauchen, berichtet Anke van de Weyer.

US-Charts: Zwei von drei sind People of Color

In der Studie wurde auch noch auf die Hautfarbe geguckt: Fast zwei Drittel der in den US-Charts erfolgreichen Künstlerinnen und Künstler sind People of Color. (Unser Bild zeigt den Rapper Drake, der mit "Laugh Now Cry Later" auf Platz 6 landete.) Seit acht Jahren gibt es hier auch eine steigende Tendenz.

"Fast zwei Drittel der in den US-Charts erfolgreichen Künstlerinnen und Künstler sind People of Color."
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova

Das hat auch damit zu tun, dass in den letzten Jahren Hip Hop, R&B und Soul eine immer größere Rolle in der Musikbranche spielen. Mit Songs aus diesen Genres waren People of Color laut der Studie auch in den US-Charts vertreten.

Und in Deutschland?

Über den deutschen Musikmarkt gibt es weniger Untersuchungen. Anke van de Weyer hat sich die Top 100 der Jahrescharts in Deutschland für das letzte Jahr angeguckt: 63 Songs kamen von Männern, 15 von Frauen und 22 von Männern und Frauen zusammen. Die Jahrescharts beinhalten allerdings nur die Songs, die über das komplette Jahr 2020 am erfolgreichsten waren. Natürlich waren auch noch weitere Songs in den Top 100. Und über das Songwriting und die Produktion sagen die Zahlen auch nichts aus.

Die Tendenz ist aber auch in Deutschland erkennbar: Männer, vor allem wenn sie Solo Musik machen, sind stärker in den Charts vertreten. Das hat sich auch bei früheren Untersuchungen schon gezeigt.

Shownotes
Diversität
Immer noch: Wenig Frauen in der US-Musikbranche
vom 10. März 2021
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova