Abzug aus Afghanistan ja oder nein? Trump bleibt bei Obamas Politik - mit einer kleinen, aber wichtigen Änderung.

Donald Trump hat seine neue Afghanistan-Strategie vorgestellt. Wie in Deutschland wird in den USA fortwährend darüber diskutiert, welche Außenpolitik in und für Afghanistan die richtige ist. Trump hatte vor der Wahl ins Spiel gebracht, die Soldaten abzuziehen und so Geld einzusparen, der Beschluss jetzt ist aber ein ganz anderer.

Die USA ziehen ihre Soldaten aus Afghanistan nicht ab, vielmehr bekommen diese mehr Freiheit. Sie können jetzt wieder vermehrt an Kampfhandlungen teilnehmen. Das ist eine Veränderung, denn aktuell sind die US-Truppen in erster Linie passive Beschützer und Ausbilder des afghanischen Militärs.

"Wie eine solche Strategie funktionieren soll, ist mir völlig fraglich."
Cathryn Clüver, Politikwissenschaftlerin am Belfer Center for Science and International Affairs in Cambridge, Massachusetts

Trotzdem: "Die Entscheidung ist keine große Kurskorrektur der Politik Obamas", sagt Cathryn Clüver, Politikwissenschaftlerin am Belfer Center for Science and International Affairs in Cambridge, Massachusetts.

Allerdings liege der Schwerpunkt jetzt nicht mehr allzu sehr auf Diplomatie. Obama hätte den Einsatz in Afghanistan auch mit einem Wirtschaftsaufbau gesehen, sagt Clüver. Das sei zurzeit fast nicht möglich, denn das Außenministerium der USA sei "ausgehöhlt", Sonderberater wurden abgeschafft, einen Botschafter in Kabul gibt es nicht. "Wie eine solche Strategie funktionieren soll, ist mir völlig fraglich", sagt Clüver.

Taliban rüsten auf

Die Politikwissenschaftlerin Clüver geht zudem davon aus, dass nach der Ankündigung eines verstärkten Engagements der US-Truppen auch die Taliban ihre Kampfhandlungen erweitern werden.

Shownotes
Afghanistan-Beschluss
US-Truppen kämpfen wieder in Afghanistan
vom 22. August 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Cathryn Clüver, Politikwissenschaftlerin am Belfer Center for Science and International Affairs in Cambridge, Massachusetts