Donald Trump hat wegen Facebook die Präsidentschaftswahl gewonnen. Diese These hat unter anderem Max Read vom New York Magazine aufgestellt. Viele andere Medien haben das aufgegriffen, eigene Meinungen dazu geäußert und sogar Mark Zuckerberg befragt.

In erster Linie geht es in dem Artikel um gefälschte, falsche und halbrichtige Nachrichten, die Facebook nicht aussortiert.

"Fake News sind zwar nicht nur ein Problem von Facebook. Aber Facebooks enorme Größe macht die Seite zur einzigen, die mit gefälschten Nachrichten einen lukrativen, werbefinanziert Markt unterstützt."

Tatsächlich gibt fast jeder zweite US-Amerikaner an, Nachrichten über Facebook zu beziehen. Darunter sind dann auch gefälschte tendenziöse Meldungen, erklärt DRadio-Wissen-Netzreporter Konstantin Zurawski. Wie viele Meldungen bei Facebook gefälscht oder zumindest verfälscht sind, lässt sich nicht exakt beziffern.

Verfälschte Meldungen

Das Nachrichtenportal Buzzfeed hat aber eine Analyse gemacht, die unserem Netzreporter recht nachvollziehbar erscheint. Untersucht wurden Ende September 1000 Artikel von jeweils drei Medien des eher politisch rechten und des linken Spektrums. Ergebnis:

"38 Prozent der Meldungen aus dem konservativ-rechten Lager waren teilweise oder komplett falsch. 20 Prozent waren es bei den links-liberal-orientierten Medien."
Konstantin Zurawski, DRadio-Wissen-Netzreporter

Selbst wenn die Zahlen nicht stimmen sollten, gebe es dutzende Beispiele für Falschmeldungen, sagt Konstantin Zurawski:

  • Zum Beispiel, dass sich Clinton für 200 Millionen Dollar ein Anwesen auf den Malediven gekauft hat.
  • Oder dass Trump in einem älteren Interview die Wähler der Republikaner als die dümmste Wählergruppe bezeichnet hat.
"Oft sind es genau diese Nachrichten, die eine hohe Verbreitung finden."
Konstantin Zurawski, DRadio-Wissen-Netzreporter
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Wieso hat das Trump genutzt?

Das ist eine berechtigte Frage. Denn selbst wenn das rechte Lager mehr ausgedachte Meldungen verbreitet, haben sich die Linken ja genauso ihre Meldungen zusammengesucht, die zu ihrer Einstellung passen, sagt Konstantin Zurawski.

"Ich halte es für viel zu einfach und viel zu unpolitisch, ein Wahlergebnis auf Facebook abzuschieben. Facebook ist maximal ein kleiner Teil der Erklärung."
Konstantin Zurawski, DRadio-Wissen-Netzreporter

Trotzdem sind die Falschmeldungen im politischen Spektrum auf rechter wie auf linker Seite ein Problem, denn sie verschärfen, polarisieren und spalten unsere Gesellschaft. Und je nachdem - bei Gesundheitsthemen zum Beispiel - sind sie teilweise sogar gefährlich, so unser Netzreporter. Er schließt sich der Forderung Sam Biddles vom Magazin "The Intercept" an, der ganz klassisch ein Fact-Checker-Team fordert, das zumindest die schlimmsten Falschmeldungen auf Facebook löscht.

"Ein weniger giftiges Facebook ist möglich und nötig und das absolute Minimum, das die Menschen verlangen sollten, die Facebook reich gemacht haben."

Facebook - Mark Zuckerberg himself - hat zu dem Thema das gesagt, was zu erwarten war: Facebook könne keine Wahl entscheiden, Facebook sei ein Technik- und kein Medienunternehmen. Und er hat noch was gesagt:

"Ich denke, dass es einem an Empathie mangelt, wenn man glaubt, dass der einzige Grund für eine Wahlentscheidung das Lesen einiger Fake-News ist."
Mark Zuckerberg, CEO von Facebook

Auf der einen Seite hat er damit schon recht, meint Konstantin Zurawski. Andererseits zeige er damit aber auch indirekt, dass ihm die Fake-News auf Facebook eigentlich nicht so wichtig sind.

Shownotes
US-Wahl
Hat Trump wegen Facebook gewonnen?
vom 11. November 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Konstantin Zurawski, DRadio-Wissen-Netzreporter