Wenn Donald Trump in Social Media plötzlich Unterstützung aus schwierigen Wählerlagern erhält, stecken vielleicht Social-Bots dahinter. Nun schlagen andere Bots zurück und rücken Trump-Anhängern auf die Pelle.
Fake-Accounts: Diskutierst du gerade mit echten Menschen oder vielleicht mit einem Bot? Bots sind kleine Programme, die unser Verhalten in Social Media nachahmen. Sie liken, kommentieren, teilen auf Facebook, Twitter und Co - nur eben automatisch per Algorithmus gesteuert. Gefährlich daran ist, dass sie ein verzerrtes Bild öffentlicher Debatten darstellen, erklärt DRadio-Wissen-Reporter Benedikt Schulz. Sie pushen einzelne Hashtags oder sprengen Diskussionen mit massenhaft tendenziösen Kommentaren. Längst sind sie nicht mehr einfache News-Schleudern, sondern werden strategisch eingesetzt. Auch im Wahlkampf.
Bot gegen Bot
Die simpelste Form, Bots im Wahlkampf einzusetzen, ist, mit ihnen neue - gefakte - Follower zu generieren. Rasante Follower-Anstiege - beispielsweise von 2000 auf 200.000 in wenigen Tagen - sind allerdings leicht zu durchschauen. Heutige Bots können mehr. "Die Dinger sind so fortgeschritten, dass sie auf andere Nutzer mit sinnvollen Antworten reagieren, Witze machen und gelegentliche Rechtschreibfehler einbauen", sagt Benedikt Schulz. Damit werden auch die Einsatzmethoden perfider.
"Inzwischen sind die Strategien deutlich perfider, weil man die Social Bots eben nicht mehr einsetzt, um massenhaft für sich selbst zu werben, sondern um die Leute zu verwirren."
Beispiel Donald Trump: Er hatte immer wieder Latinos oder Frauen gegen sich aufgebracht, und dann fanden sich solche auf einmal in Social-Media und unterstützen Trump. Der kanadische Soziologe Phil Howard nennt sie "Latino-Bots". Der Wissenschaftler, der das Projekt Political Bots leitet, befürchtet, dass die richtige Bot-Schlacht im US-Wahlkampf erst kurz vor Schluss losgeht. Denn wenige Tage vor der Wahl lasse sich eine Lawine an Falschinformationen und Lügen nicht mehr aufhalten - und hat damit Einfluss auf die Wahlentscheidung.
Mittlerweile schlagen andere User mit eigenen Bots zurück. Auf Twitter ist aktuell der @assbott unterwegs. Jedes Mal, wenn Trump etwas postet, reagiert er mit Clintons Aussage "Delete your account". Und beschäftigte so unzählige Trump-Anhänger, die mit ihm stritten - zumeist ohne zu merken, dass dahinter nur eine Maschine steckt.
Nicht immer hilft der gesunde Menschenverstand, um solche Bots zu identifizieren - ganz gleich, in welcher Mission sie unterwegs sind. Daher versuchen unterschiedliche Forscherteams möglichst viele Daten zu sammeln, um sie in Zukunft zu erkennen. Im Prinzip bleibt für den normalen User nur die Möglichkeit, die Betreiber auf Fake-Accounts hinzuweisen. Laut AGB ist das nämlich nicht erlaubt.