Schaut man sich den US-Wahlkampf an, kann man schon das Gefühl bekommen: Nur Verrückte unterwegs. Inzwischen warnen sogar Psychotherapeuten in aller Öffentlichkeit vor Trump und seiner Politik - in einem Manifest. Das sorgt jetzt für Streit in den USA .

Eigentlich sollen Psychiater und Psychologen keine Ferndiagnosen vornehmen. Hintergrund ist die sogenannte Goldwater Rule. 1964 verlor der Senator Barry Goldwater die Wahl gegen Lyndon Johnson, unter anderem auch deswegen weil ihn Psychiater einen "gefährlichen Irren" genannt hatten. Jahre später entschied sich die American Psychiatric Association dafür, keine Ferndiagnosen für Personen des öffentlichen Lebens mehr zu stellen. Vor allem, weil sich die meisten später als falsch erweisen und auch, weil die Diagnose der betroffenen Person und ihrer Familie schaden kann. Ähnlich beurteilen das auch Psychologen aus anderen Ländern.

Analyse von Tweets und Auftritten

Warum also trotzdem die Veröffentlichung des Manifests gegen Trump? Weil, so das Argument der Psychologen, es im Fall Trump gerade so gravierend zugeht, dass es eine Ausnahme geben muss. Sie legen auch Wert darauf, dass sie nicht Trump als Privatperson analysieren, sondern sein Auftreten in der Öffentlichkeit. Und diese öffentliche Person Trump könne anhand seiner Tweets und Videoauftritte auch aus der Ferne analysiert werden.

"Ein paar Beispiele aus dem Manifest: ein antidemokratischer Obermacho mit narzisstischen Zügen, der Angst verbreitet, zu Hass und Gewalt aufruft und Minderheiten zum Sündenbock macht."
Britta Wagner, DRadio Wissen

Das Manifest richtet sich dann auch nicht gegen Trump, sondern gegen den "Trumpismus“. Und "Trumpismus" bezeichnet nicht Trump als Person, sondern seine Form aufzutreten und Politik zu machen.

Nicht alle einverstanden mit der Ausnahme

Einige US-Psychiater meinen, wenn man Trump und sein Auftreten schon mit psychologischen Begriffen belegt - zum Beispiel ihm Narzissmus vorwirft, was ja eine Persönlichkeitsstörung ist - dann sollte man das wenigstens auch bei seiner Konkurrentin Hillary Clinton tun. Trump selbst schlägt übrigens schon in diese Bresche. Er hat Clinton als instabil bezeichnet und ihr "Kurzschluss im Gehirn" vorgeworfen.

Shownotes
US-Wahlkampf
Der Trumpismus ist da
vom 17. August 2016
Moderation: 
Till Opitz
Gesprächspartnerin: 
Britta Wagner (DRadio Wissen)