Donald Trump haut verdrehte Fakten und Behauptungen heraus wie kein anderer, dennoch ist es Hillary Clinton, die nach ihrem E-Mail-Skandal als Lügnerin wahrgenommen wird. Ein Blick darauf, wann wir Lügen unterschiedlich bewerten.

Geht es eigentlich noch um Inhalte oder um die richtige Präsentation der Kandidaten? Besonders jetzt in der heißen Phase des US-Wahlkampfs geht es hoch her. In Umfragen sagen die Befragten immer wieder, sie würden Clinton nicht wählen wollen, da sie eine Lügnerin sei. Laut der Seite PolitiFact, die regelmäßig Politiker-Aussagen checkt, lügt Donald Trump jedoch viel häufiger. Nur schadet es im nicht wirklich.

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Simone Dietz ist Professorin für Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und sagt, bei der Einordnung der Wahlkampflügen kommt es ganz stark auf das Image der Kandidaten an.

Rebell gegen System

Hier ist Trumps Ausgangslage klar besser: Seine Anhänger nehmen ihn als Rebellen wahr, als den leidenschaftlichen Macher, der mit der etablierten Politik aufräumen soll, sagt Simone Dietz. "Von denselben Wählern wird Hillary Clinton als Teil der etablierten Politik wahrgenommen". Jedes Fehlverhalten werde von ihren Gegnern als Beweis für ihre Korruptheit gedeutet.

"Die Lüge wird hier vielleicht sogar als notwendige Waffe gegen die etablierte Kaste der Politiker wahrgenommen. Und ist daher nichts, was man übel nimmt."
Simone Dietz, Professorin für Philosophie

"In unserem Alltag ist das übrigens überhaupt nicht anders: Dass wir die Lügen mit unterschiedlichem Maß bemessen, je nachdem, in welchem Kontext sie stehen." Und das kann durchaus richtig und sinnvoll sein, sagt die Philosophin. Die Lüge, um jemanden zu schützen, wird anders bewertet als jene, mit der wir uns nur einen Vorteil verschaffen wollen.

"Ich halte es für höchst problematisch, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Denn sie bewerben sich um das gleiche Amt."
Simone Dietz, Professorin für Philosophie

Ob gelogen wird oder nicht, ist den Trump-Wählern zumindest grundsätzlich nicht egal. Moral und Wahrheit sind auch für sie wichtig, ansonsten würden sie die Verfehlung Clintons nicht so scharf verurteilen. Eine Rolle spielt dabei aber ihre Selbstwahrnehmung, sagt Simone Dietz. Aus dem Gefühl heraus, zu kurz zu kommen, an die Wand gedrängt zu sein, aus Angst, Wut, erscheine vielen Trump-Anhängern "jedes Mittel erlaubt", sagt sie. Und somit nehmen sie auch enttarnte Lügen als gerechtfertigt hin.

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Trump nutzt eine Taktik, auf die auch andere Politiker setzen: Er prescht mit Lügenvorwürfen voran. "In deren Windschatten kann er lügen, dass sich die Balken biegen." Dass seine Anhänger trotz Lügen von Trump abrücken werden, glaubt Simone Dietz nicht. Das könnte sich ändern, sollte Trump jemals an die Macht kommen. Möglicherweise.

Shownotes
US-Wahlkampf
Die Macht der Lüge
vom 19. Oktober 2016
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Simone Dietz, Professorin für Philosophie Universität Düsseldorf