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Millionen Menschen sind auf der Flucht, hungern und haben Durst. Auch die Gesundheitsversorgung im Sudan ist schwierig. Seit 2023 bekriegen sich dort zwei Teile des Militärs. Nora Bröhan versucht, vom Nordosten des Landes aus zu helfen.

Seit 2023 ist Bürgerkrieg in Sudan. Die sudanesische Armee unter Abdel Fattah al-Burhan und die Rapid Support Forces unter Mohamed Hamdan Dagalo kämpfen um die Macht. Zehntausende Menschen sind dort gestorben, Millionen sind auf der Flucht und hungern. Die Gesundheitsversorgung ist katastrophal. Es gibt kaum Medikamente. Es mangelt an Wasser und Nahrungsmitteln und andauernd fällt der Strom aus.

Der Hungertod droht

"Mehr als zwei Millionen Menschen sind akut vom Hungertod bedroht", sagt Heiko Wirtz-Walter. Er ist ARD-Korrespondent für die Region mit Sitz in Kairo.

2019 hatten die beiden Generäle noch gemeinsam gegen den damaligen Staatschef geputscht, erklärt er. Dann eskalierte die Lage.

"Da ist ein Machtkampf zwischen diesen beiden Generälen eskaliert. Seitdem herrscht Krieg in dem afrikanischen Land."
Heiko Wirtz-Walter, ARD-Korrespondent mit Sitz in Kairo

Verschiedene Staaten nehmen Einfluss auf den Krieg: die Vereinigten Arabischen Emirate zum einen, vermutlich auch der Iran auf der anderen Seite. Und Gewalt gab es schon zuvor: Insbesondere die westsudanesische Region Darfur ist seit Jahrzehnten von rassistisch motivierter Gewalt geprägt.

Krieg im Sudan: im Schatten anderer Kriege

Die Vereinten Nationen haben wiederholt vor einem Genozid gewarnt. "Diese grausamen Verbrechen werden vor allem von arabischen Milizen an der schwarzen, nicht-arabischen Bevölkerung begangen", sagt Heiko Wirtz-Walter. Er vermutet, dass der Krieg im Sudan im Schatten von mindestens zwei weiteren großen Konflikten liegt: dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und dem Gaza-Krieg.

"Beide Seiten sagen, sie wollen die andere komplett vernichten. Da ist natürlich kein Spielraum für irgendwelche Kompromisse."
Heiko Wirtz-Walter, ARD-Korrespondent mit Sitz in Kairo

Nora Bröhan arbeitet als Programmkoordinatorin für die Welthungerhilfe im Nordosten des Sudans. Von Port Sudan aus versucht sie, die Versorgungslage der Bevölkerung zu verbessern. Grundsätzlich ist die Situation dramatisch, sagt sie. Im Moment benötigen 25 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. 18 Millionen
Sudanesinnen und Sudanesen haben nicht genug zu essen – "das sind 40 Prozent der Menschen im Land." Neben der schlechten Versorgungslage mache die hohe Inflation den Menschen das Leben schwer.

"Die Situation ist dramatisch"

Der Verein berät beispielsweise Landwirtinnen und Landwirte, was Anbaumethoden, Lager- und Tierhaltung, Finanzen und staatliche Dienstleistungen angeht. Immer wieder hat Nora Bröhans Hilfsorganisation Schwierigkeiten damit, überhaupt erst Zugang zu verschiedenen Regionen im Sudan zu erhalten.

"Man kann wirklich sagen, dass im Sudan eigentlich alle Menschen von dem Konflikt betroffen sind."
Nora Bröhan, für die Deutsche Welthungerhilfe im Sudan

Ursprünglich hat Nora Bröhan in der Hauptstadt Khartum gearbeitet. Aber wegen der Kämpfe musste das Büro dort geschlossen werden.

"Die Zahlen werde sich in den kommenden Monaten weiter dramatisch zuspitzen."
Nora Bröhan, für die Deutsche Welthungerhilfe im Sudan

Zwei Dinge sind es, die ihr momentan trotz allem Hoffnung geben: die Solidarität der Menschen vor Ort, ihr Wille friedlich miteinander zusammenzuleben – und die zunehmende internationale politische wie mediale Aufmerksamkeit für die extreme Not im Land.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Vergessener Krieg
"Dramatische Situation" – Was passiert gerade im Sudan?
vom 13. Juni 2024
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Nora Bröhan, Deutsche Welthungerhilfe
Gesprächspartner: 
Heiko Wirtz-Walter, Korrespondent für die Region mit Sitz in Kairo