Wie kommt man zu dem Preis "Mogelpackung des Jahres"? Im Fall von Mirácoli ist es ganz einfach: Der Hersteller hat einfach irgendwann das Tütchen mit Parmesan weggelassen – der Preis ist aber gleich geblieben. Mirácoli ist aber nicht das einzige Produkt, bei dem Verbraucher getäuscht werden.

Wer Mirácoli kauft, bekommt einmal alles in einer Packung. Beziehungsweise: Bekam! Denn seit April 2019 fehlt das Parmesantütchen. Angeblich hätten viele Konsumenten das Tütchen weggeschmissen, heißt es in einer älteren Mitteilung des Herstellers Mars. So habe man unnützen Müll vermeiden wollen.

Weniger Inhalt – Verbraucher werden nicht informiert

Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht das anders, zumal sich am Preis der Mirácoli-Packung nichts geändert hat, und hat dem Produkt den Titel Mogelpackung des Jahres verliehen. Hauptkritikpunkt: Weil die Verbraucher nicht darüber in Kenntnis gesetzt wurden, fasst Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sabrina Loi zusammen.

"Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass nicht darüber informiert wurde – und dass der Preis nicht angepasst wurde. Die Nudelpackung kostet ja immer noch das gleiche."
Sabrina Loi, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Verbraucher sind über die Änderung beim Produkt Mirácoli wohl ziemlich sauer, denn letztlich entscheiden ja die Konsumenten bei der Abstimmung der Verbraucherzentrale, wer den Titel "Mogelpackung des Jahres" erhält. "Etwas über ein Drittel der Stimmen ging an die Nudeln", so Sabrina Loi.

Preiserhöhung von 115 Prozent bei Hipp

Knapp dahinter auf Platz zwei ist ein Produkt gelandet, über das sich auch ziemlich viele Leute geärgert haben. Der Karottensaft von Hipp kostet inzwischen mehr als doppelt so viel wie vorher. Früher war die Flasche 500 Milliliter groß – heute nur noch 330 Milliliter. Trotz kleinerer Größe ist der Preis aber gestiegen, sodass unter dem Strich eine Preiserhöhung von 115 Prozent steht.

Laut Verbraucherzentrale ist das Fatale an solchen Verbrauchertäuschungen, dass sie meistens gar nicht, oder erst zu Hause bemerkt werden, wenn beispielsweise noch eine andere Packung desselben Produkts im Vorratsschrank ist. Beim Karottensaft wäre es schnell ersichtlich gewesen, dass die Menge weniger geworden ist.

Gleiche Packungsgröße, weniger Inhalt

Andere Hersteller würden aber noch dreister vorgehen wie die Firma Kellogg's, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

"Bei Frosties von Kellogg's war die Verpackung zwar weiterhin gleich groß, der Inhalt schrumpfte aber von 375 Gramm auf 330 Gramm."
Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg

Beim Produkt Frosties sind einfach weniger Cornflakes drin, was allerdings von außen für Verbraucher nicht ersichtlich ist, da die Verpackungsgröße weiterhin gleich geblieben ist – gleichzeitig ist das Produkt auch nicht günstiger geworden.

Hier sagen die Verbraucherschützer, dass wohl die wenigsten Kunden ihre Lebensmittel zu Hause zur Kontrolle abwiegen oder die Grammzahlen auf den Verpackungen miteinander vergleichen. Sprich: Das ist bewusste Kundentäuschung.

Zahl der Täuschungsfälle nimmt zu

Armin Valet stellt fest: "Es wird immer schlimmer." Seit 15 Jahren führt die Verbraucherzentrale diese Liste, und inzwischen ist sie 227 Seiten lang. Vor allem innerhalb der letzten vier Jahre ist ein Anstieg der Mogelpackungen festzustellen, sagt Armin Valet.

"2016 haben wir noch 39 Packungen verifiziert – jetzt für das Jahr 2019 waren es schon 70."
Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg

Besonders ärgerlich an den Mogelpackungen sei, dass man nichts machen könne, heißt es von der Verbraucherzentrale. Die Politik müsse sich einschalten – das tue sie aber nicht.

Verbraucher können Änderungen melden

Die Verbraucherzentrale wünscht sich eine Transparenzplattform, auf der Hersteller Änderungen bei Verpackungsgröße und Inhalt aufführen müssen. Allerdings müsste da auch der Handel mit ins Boot geholt werden. Das scheint gerade nicht sehr realistisch zu sein. Also müssen wir Verbraucher aufmerksam sein und vergleichen. Wem etwas auffällt kann es der Verbraucherzentrale melden. Das Produkt würde dann wahrscheinlich mit auf die lange Liste der Mogelpackungen kommen.

Shownotes
Verbrauchertäuschung
Mirácoli ist Mogelpackung des Jahres
vom 21. Januar 2020
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Sabrina Loi, Deutschlandfunk Nova