"Dann text jetzt mal den lest..." oder so ähnlich. Sprechen ist sehr komplex. Dabei kommt es zu Versprechern, die sehr unterhaltsam sein können. Ulrich Schade untersucht solche Fehlleistungen, weniger um sich zu amüsieren als um Sprache besser zu verstehen.
"Versprecher sind relativ selten", sagt Ulrich Schade vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationstechnik und Ergonomie. Denn beim Sprechen muss man in kurzer Zeit aus immerhin 50.000 Wörter auswählen - so viel umfasst im Durchschnitt unser persönliches Sprachlexikon. Wird man beim Sprechen abgelenkt, sind Fehler kaum vermeidbar.
"Wir haben 50.000 Wörter aktiv zur Verfügung, aus denen wir auswählen müssen. Rund 200.000 Wörter können wir verstehen."
Versprecher sagen deshalb wenig über unsere Gefühlslage aus - der berühmte Freud'sche Versprecher ist eher die Ausnahme. Es geht viel mehr um einfache Wortfehler, um Morphemfehler (wie "Das werden wir in geheimer Abschließung bestimmen") oder auch um Phonemfehler ("Wo ist denn meine Timpernwusche?").
Für die Psycholinguistik sind Versprecher wichtig. Denn sie lassen Rückschlüsse auf den Prozess des Sprechens an sich zu. So können Erkenntnisse für den kognitiven Prozess der Sprachproduktion gewonnen werden. Diese werden zum Beispiel genutzt, um für Menschen, die Probleme mit dem Sprechen haben, geeignetes Therapiematerial zu konzipieren.