Der Brexit kommt – das merken auch die Spieleentwickler in Großbritannien. Wie sie mit der unklaren Lage umgehen und welche Spiele sich mit dem Brexit beschäftigen, weiß unsere Game-Expertin Jana Reinhardt.
Spieleentwicklerinnen und Spieleentwickler in Großbritannien scheint es gerade wie vielen anderen Menschen auf der Insel zu gehen: Sie sind frustriert und verunsichert, denn es gibt keine handfesten Informationen, was mit dem Brexit auf sie zukommt. Rund 80 Prozent von ihnen waren gegen den Ausstieg aus der EU – daher wurde letztes Jahr auch die Initiative "Games 4 EU" gegründet.
Gefahr eines Braindrains
Die UKIE, die UK Game Association, hat sogar einen "No Deal BREXIT Survival Guide" für Entwicklerinnen und Entwickler veröffentlicht. Darin steht, das größte Problem sei ein drohender Braindrain. Der Grund: Ein ganzes Drittel der Angestellten in britischen Game-Studios kommt aus dem EU-Ausland. Daher ist für viele Personen unklar, ob sie nach dem Brexit ein Visa brauchen, wie Steuern zahlen oder sich krankenversichern, sagt Jana.
"Viele Leute, die für den Brexit gestimmt haben, die haben gesagt, hauptsächlich ist, weil es zu viele Polen und Rumänen im Land gibt. Und das ist so eine Grundstimmung im Land, eine sehr rassistische Grundstimmung wie ich finde."
Sie hat auch mit Jennifer Schneidereit gesprochen: Jennifer lebt seit neun Jahren in Großbritannien, hat dort ihr Studio Nyamyam gegründet und kommt aus Deutschland. An ihrem Business wird der Brexit nicht viel ändern, sagt Jennifer, weil die meisten Spieleentwickler ihr Geschäft ohnehin über die USA machen – und ein schwächeres Pfund sogar helfe. Sie beschäftigt vor allem das Zwischenmenschliche: den Nationalismus und Rassismus, den sie im Land bemerkt.
"Not Tonight" ist eine politische Stellungnahme
Das Brexit-Game "Not Tonight" hat auch Rassismus zum Thema: In dem satirischen Spiel ist unsere Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien längst abgelaufen – aber wir arbeiten weiter als Türsteher und kontrollieren Partygäste. In "Not Tonight"” ist nur der "Bio-Brite" ein guter Brite – das wirke ein bisschen so, wie die Stimmung, die Jennifer beschrieben hat, findet Jana. Als Nicht-Brite mit EU-Herkunft wird unser VISA nicht verlängert, erhalten eine Nummer, werden eingesperrt und müssen bald das Land verlassen.
"Ich finde 'Not Tonight' ist erst mal eine wichtige Stellungnahme gegen Nationalismus oder Rassismus, das passiert in dem Medium 'Game' immer noch viel zu selten."
Der Entwickler Tim Constant hat sich bei "Not Tonight" an "Papers Please" orientiert – dem politischen Spiel schlechthin, bei dem wir einen Grenzbeamten spielen. Ihn hatte genervt, dass Migranten von der Regierung für so viel verantwortlich gemacht werden. Zwar glaubt Tim Constant nicht, dass Games für den politischen Protest viel bringen – dazu müssten die Menschen demonstrieren und wählen gehen. Aber er sagt, dass es seine Art war, mit dem Thema umzugehen.
"Brexit: The Board Game of Second Chances" zieht alle durch den Kakao
Während "Not Tonight" in der fiktiven Zukunft spielt, nimmt uns das Brettspiel "Brexit: The Board Game of Second Chances" zweieinhalb Jahre zurück in die Vergangenheit mit. Unsere Aufgabe: Wir müssen mit Fake News und Medienmanipulationen Kampagnen fahren – je nach Seite für oder gegen den Ausstieg aus der EU.
"Mich fasziniert, wie es das Spiel schafft, die Fake-News-Kampagnen rund um den Brexit, die Brexitbusse und wie die beteiligten Personen den Brexit für ihre Zwecke instrumentalisiert haben, in ein spaßiges Spiel zu gießen."
Das Spiel von Bad Hipster ist im Prinzip ein einfaches Würfelspiel, bei dem es vor allem um Glück geht nur setzen wir uns permanent mit dem Brexit und seinen Protagonisten parodistisch auseinander. Das Spiel ist leicht zu spielen und spannend, aber für den entspannten Spieleabend würde Jana es nicht empfehlen.