Wer sich die Grippe eingefangen hat, wird seltener auch noch von einer Erkältung geplagt. Das ist erstaunlich, und das gilt auch andersrum: Wer eine Erkältung hat, bekommt seltener eine Grippe.
Wer eine Grippe hat, bei dem sinkt das Risiko für eine normale Erkältung um bis zu 61 Prozent. Vielleicht ein kleiner Trost für diejenigen, die sich gerade mit einer Erkältung herumplagen. Diesen Zusammenhang hat eine Forscherin der Uni Glasgow jetzt erforscht. Ihr lagen rund 36.000 Fälle von Atemwegserkrankungen der vergangenen neun Jahre aus dem Großraum Glasgow vor. Elf verschiedene Virentypen hat die Forscherin dabei zusammen mit ihrem Team untersucht.
"Die Forschenden sagen, dass frühere Studien an Tieren gezeigt haben, dass Grippeinfektionen eine Ansteckung mit Erkältungsviren verhindert haben."
Bei nur 8 Prozent der untersuchten Fälle waren die Patienten an mehr als einem dieser Viren erkrankt. Den deutlichsten Zusammenhang gab es bei Influenza-A-Viren, die Grippe verursachen, und Rhinoviren, die für die gewöhnliche Erkältung zuständig sind. Wer schon mit Grippe infiziert war, hatte eine um 70 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit, auch noch eine Erkältung zu bekommen, und umgekehrt.
Ursache des Zusammenhangs noch nicht geklärt
Warum das so ist, das ist den Wissenschaftlern allerdings bisher noch ein Rätsel. Mögliche Erklärungen: Das Immunsystem ist durch das eine Virus schon alarmiert, ein zweiter Keim hat es da schwerer, durchzudringen. Oder einfacher: Leute, die an einer Atemwegserkrankung leiden, bleiben zu Hause, und fangen sich so nicht noch eine Erkrankung ein.
"Die Forschenden sagen, ähnlich wie Löwen und Hyänen in der Savanne um Nahrung konkurrieren, könnten auch die Viren in unseren Atemwegen um Ressourcen kämpfen. Möglich wäre zum Beispiel, dass sich die Viren die Wirtszellen streitig machen."
Ein Fazit des Forschungsteams ist, dass sich Wissenschaftler die unterschiedlichen Viren viel zu lange isoliert angeschaut haben. Da die Erreger miteinander interagieren, ist es gut, sie als Ökosystem zu betrachten, sagt eine Autorin der Studie. Wenn diese Wechselwirkung besser erforscht ist, lassen sich möglicherweise auch bessere Methoden entwickeln, um Viren abzuwehren.