Ausgefalle Zugfahrten, überfüllte Krankenstationen, fehlendes Personal bei Dienstleistungen – das Omikron-Virus macht sich im Vereinigten Königreich bemerkbar. Wo es Deutschland ähnlich ergehen könnte und wo nicht.
Um ein Bild über das zukünftige Pandemie-Geschehen in Deutschland zu erstellen, lohnt sich ein Blick nach Großbritannien. Dort verbreitet sich die Omikron-Virus-Variante und wirkt sich auf das öffentliche Leben aus. In London fallen zum Beispiel Zugfahrten aus, weil sich das Personal krankmeldet oder in Quarantäne ist.
Bettenauslastung in Krankenhäusern ist höher als sonst
London-Korrespondentin Gabi Biesinger berichtet außerdem, dass der Personalmangel auf der Insel im Gesundheitswesen groß ist: "Es fehlen allerdings die aktuellen Zahlen, weil über Weihnachten nichts gemeldet wurde."
"Die Bettenauslastung zu dieser Jahreszeit ist aktuell höher als im Durchschnitt", sagt Biesinger. Es hätten sich tausende Mitarbeiter krankgemeldet.
"Menschen, die mit dem Krankenwagen angeliefert werden, warten eine halbe Stunde länger auf dem Parkplatz, bis sie eingeliefert werden können."
Angesichts hoher Patientenzahlen werde diskutiert, ob Feldlazarette aufgebaut werden müssten, sagt die Korrespondentin. Das größte Problem sei allerdings, dass Menschen fehlen, die Kranke versorgen. Dieser Personalengpass würde auch ein mögliches Feldlazarett betreffen.
Ähnliches Szenario könnte in Deutschland eintreten
Nach dem Bekanntwerden erster Ansteckungen mit Omikron in Deutschland schlagen Politiker*innen Alarm, dass in der Bundesrepublik ein ähnliches Szenario drohen könnte. Nicht nur das Gesundheitswesen könnte überlastet werden, heißt es von Expertinnen und Experten. Auch die Infrastruktur könnte bei vielen Krankmeldungen an ihre Grenzen kommen.
In Großbritannien sind die Auswirkungen vieler Krankmeldungen in verschiedenen Bereichen schon zu spüren, berichtet Korrespondentin Gabi Biesinger aus London. Erste Auswirkungen hat sie bereits in der U-Bahn erlebt: "In der U-Bahn wurde durchgesagt, dass die Station Chalk Farm geschlossen ist, weil das Personal fehlt. Ja super, dachte ich, jetzt komme ich eine halbe Stunde zu spät zum Termin, weil der Zug nicht an Chalk Farm hält."
"Ich komme eine halbe Stunde zu spät zum Termin, weil der Zug nicht an der Haltestelle hält."
Selbst das Versprechen des Premierministers Johnson, dass die Schulen offenbleiben, sei nicht mehr sicher, so Gabi Biesinger. "Es sind so viele Lehrer*innen krank, dass man gar nicht mehr weiß, wie man das Personal aufbringen soll."
Selbst wenn pensionierte Lehrer*innen zurückkehrten, sei nicht sicher, dass alle Kinder und Jugendlichen beschult werden können. Deswegen will die Regierung die Lehrpläne so priorisieren, dass Schüler*innen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, eher als andere in Schule sollen.
"In Großbritannien gibt es auch immer wieder Winterstürme. Wenn man sich vorstellt, dass nicht ausreichend Techniker an die Schulen kommen können, ist das ein Problem."
Soldat*innen fahren Krankenwagen
Gabi Biesinger berichtet auch, dass in Wales nun Soldat*innen Krankenwagen fahren, weil Personal fehlt. Man merke an manchen Stellen, dass es eng wird. Allerdings glaubt sie nicht, dass es zu einem totalen Zusammenbruch kommen wird.
"Einige kranke Menschen trifft es jetzt, weil sie keine Vorsorge wie Krebstherapien mehr erhalten haben."
Die Rechnung, dass die mildere Variante weniger Krankenhausaufenthalte bedeute, gehe nicht auf, erläutert Gabi Biesinger. "Es sind einfach so viele Menschen infiziert, dass die kritische Zahl der Patient*innen, die auf der Intensivstation landen, noch immer groß genug ist, weil so viele Menschen krank sind. Es ist die Masse, die die Kliniken in die Knie zwingt." Hinzu komme die Menge an Patient*innen, die andere Krankheiten haben und trotz Pandemie versorgt werden muss.