Manchmal geben wir dem Mond die Schuld, wenn wir uns nachts im Bett wälzen, nicht einschlafen können oder immer wieder aufwachen. Er soll unseren Schlafrhythmus durcheinander bringen und damit für schlaflose Nächte sorgen. Welchen Einfluss hat er wirklich?

Um den Einfluss des Mondes auf den Schlaf ranken sich viele Mythen. Die Studienlage hingegen ist nicht sehr umfangreich. Dennoch haben Schlafforscher*innen versucht herauszufinden, ob und wenn ja, wie der Mond unseren Schlaf verändert.

Im Jahr 2013 haben Forschende aus Basel sich des Themas angenommen. Sie haben herausgefunden, dass die Proband*innen rund um den Vollmond etwas länger zum Einschlafen gebraucht haben und insgesamt rund 20 Minuten weniger pro Nacht geschlafen haben. Außerdem schliefen sie weniger tief und es wurde auch weniger Melatonin – das Hormon der Dunkelheit – ausgeschüttet. Diese Studie hat also einen Einfluss des Mondes auf den Schlaf gezeigt.

"Diese objektiven Ergebnisse haben sich auch damit gedeckt, dass sie das Gefühl hatten, weniger gut geschlafen zu haben."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Auch in einer Studie aus dem Jahr 2021 konnte ein Effekt gefunden werden. Die Forschenden haben drei verschiedene Gruppen von Proband*innen untersucht: Gruppe eins lebte sehr abgeschieden in Argentinien, ohne Strom und auch ohne künstliches Licht. Gruppe zwei lebte ebenfalls in Argentinien, hatte aber Strom und damit auch Licht am Abend. Gruppe drei war in Seattle, in einer hellen Großstadt.

Die Forschenden haben ihre Proband*innen so ausgesucht, dass der Mond und das Mondlicht eine unterschiedliche Rolle gespielt haben: von der Hauptlichtquelle in der Nacht in der ersten Gruppe bis hin zu kaum relevant bei den Menschen in Seattle. Das Ergebnis: In allen drei Gruppen stellte sich heraus, dass die Menschen in den Nächten kurz vor einem Vollmond später schlafen gegangen sind und auch kürzer schliefen. Der Effekt war umso stärker ausgeprägt, je weniger künstliches Licht den Menschen zur Verfügung stand.

Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Man könnte also meinen, es sei bewiesen, dass der Mond den Schlaf beeinflusst. Das ist aber nicht so. Für eine größere Untersuchung im Jahr 2014 haben Forschende viele Datensätze zusammengesucht. Das Ergebnis: Sie konnten keinen Einfluss des Mondes feststellen.

Trotzdem kann man sagen, dass die Tendenz der Wissenschaft gerade ist: Der Mond hat einen Einfluss. Das liegt an der Studie aus dem Jahr 2021.

"So ist das halt in der Wissenschaft: Man nähert sich der Wahrheit mit jeder Studie hoffentlich etwas an und ich bin gespannt, was da noch herausgefunden wird."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge darüber, wie Menschen, die mondfühlig sind, damit umgehen können. Außerdem geht es um den Mythos der "Mondsucht".

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