Ex-Profi Thomas Hitzlsperger wird von der WM in Katar berichten und sieht darin eine Chance, Kritik am WM-Austragungsort zu üben. Kritisch gezeigt gegenüber dem Wüstenstaat hatte er sich bereits in seiner ARD-Doku "Katar, warum nur?".
Am 20.11. 22 startet die Fußball-Weltmeisterschaft (WM) in Katar. Das Turnier im Emirat ist in der westlichen Welt umstritten – unter anderem wegen der Unterdrückung von Homosexuellen und Menschen aus der LGBTQ+-Community.
So warnt auch Human Rights Watch homosexuelle Personen vor einer Reise zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar. Das Zeigen von gleichgeschlechtlicher Liebe könne geahndet werden, sagte Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland dem Sender Sky.
Hitzlsperger will Kritik an Katar erneuern
Der ARD-Experte und ehemalige Fußballspieler Thomas Hitzlsperger bekannte sich 2014 als erster prominenter deutscher Fußballer zu seiner Homosexualität. Ein Jahr zuvor hatte "Hitz the Hammer", wie ihn Fans nennen, seine aktive Karriere beendet.
Jetzt ist Thomas Hitzlsperger nach Katar gereist, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Aus seinen Aufnahmen ist die Dokumentation "Katar, warum nur?“ entstanden, die in der ARD-Mediathek abrufbar ist. Der 40-Jährige spricht auch mit Bauarbeitern, die Stadien unter unmenschlichen Bedingungen aufbauen mussten.
Im Interview mit Deutschlandfunk Nova erklärt Thomas Hitzlsperger: "Für mich ist erst mal ganz klar, dass ich von einem deutschen Sender bezahlt werde, der sich sogar leistet, eine kritische Doku über Katar zu bringen. Eine Grenze ist überschritten, wenn mir Katar Geld überweist, um dafür eine gute Aussage von mir zu bekommen."
"Ich wüsste nicht, warum ich die Chance verstreichen lassen sollte, um meine Kritik an Katar zu erneuern."
Der gebürtige Münchner, der in seiner Karriere in England, Deutschland und Italien aktiv war, versichert, das sei nicht passiert und er sei bestens vorbereitet. "Zuschauer können erwarten, dass ich mich kritisch damit beschäftigt habe. Es sind elf Sendetage, die die ARD während der WM hat – da wüsste ich nicht, warum ich die Chance verstreichen lassen sollte, um meine Kritik zu erneuern."
Spiele analysieren und Stimme gegen Menschenrechtsverletzungen erheben
Für ihn wäre alles andere eine vertane Chance. Außerdem verweist er auf seinen Vertrag mit der ARD, den er erst kürzlich verlängert habe. Diesen Vertrag wolle er erfüllen und dabei sei für ihn klar: Er wolle über Fußball reden, aber auch klar machen, was er in Katar gesehen und erlebt habe. Als offen schwul lebender Mann habe er keine Angst während der Dreharbeiten der Doku gehabt, sagt Hitzlsperger.
"Weil ich eine gewisse Prominenz habe, werden die Kataris noch mehr Sorge davor haben, einen Fall zu haben. Das wäre ganz schlechte Presse."
Für Fußballspieler sei es bei dieser WM schwierig, etwas Neues und Bahnbrechendes bezüglich der Menschenrechtsverletzungen zu sagen, ohne fußballerische Aspekte komplett außen vor zu lassen. Laut Hitzlsperger müssten sich Spieler entscheiden, was sie in ihrem Leben darstellen wollen und wofür sie stehen wollen.
"Die meisten entscheiden sich dafür, ein guter Fußballspieler zu sein und ziehen sich darauf zurück." Alles andere überließen sie anderen. Der Ex-Profifußballer gibt allerdings zu bedenken, dass es kaum eine andere Berufsgruppe gebe, die eine bessere Chance habe, Dinge zu verändern. Ganz einfach, weil es im Fußball ein Milliardenpublikum gibt. Von daher sei es eine vertane Chance, wenn sich Spieler ausschließlich auf den Fußball konzentrieren, sagt der Ex-Fußballprofi.
Hier gelangt ihr zu Thomas Hitzlspergers Doku in der ARD-Mediathek.