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Vor dem Ersten Weltkrieg geht das Deutsche Reich verschiedene Bündnisse ein. Der "Erzfeind" Frankreich bleibt davon ausgeschlossen und schließt daraufhin 1904 ein Abkommen mit Großbritannien ab. Aus der "Entente Cordiale" wird die "Triple Entente", als Russland hinzukommt. Deutschland fühlt sich dadurch umzingelt und rüstet auf.

Als 1871 das Deutsche Reich im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles prunkvoll aus der Taufe gehoben wird, steht mit Otto von Bismarck ein gewiefter Politiker an der Spitze der Regierung. Der Reichskanzler versteht sich prächtig mit Kaiser Wilhelm I., der ihm in der Tagespolitik freie Hand lässt. Also macht Otto von Bismarck sich daran, ein kompliziertes Vertragssystem zu entwerfen, in das alle europäischen Großmächte eingebunden sind – alle, bis auf Frankreich, den als "Erbfeind" geächteten Nachbarn.

Europäisches Bündnissystem entsteht

In teilweise geheimen Absprachen schließen Deutschland, England, Russland, Österreich, Italien und Rumänien gegenseitige Beistands- und Neutralitätsverträge. Wenn einer der Vertragsparteien angegriffen wird, verhält sich der andere entweder neutral oder steht dem Angegriffenen bei. Zwischen 1873 und 1887 entstand so ein europäisches Bündnissystem, das für eine lange Periode des Friedens sorgte.

Kaiser Wilhelm II.
© IMAGO / Bridgeman Images
Kaiser Wilhelm II. wollte selbst für die Regierungspolitik verantwortlich sein und sie nicht dem Reichskanzler überlassen.

Gelungen ist das, weil Kaiser und Reichskanzler ein eingespieltes Team waren. Doch die Situation änderte sich 1888, als in einem Jahr drei Kaiser auf dem deutschen Thron sitzen: Wilhelm I., der hochbetagt im März stirbt, sein Sohn und Nachfolger Friedrich III., der nach 99 Tagen einem Krebsleiden erliegt, und Wilhelm II., Enkel des ersten und Sohn des zweiten Kaisers dieses so genannten "Dreikaiserjahres" 1888.

Wilhelm II. will Deutschland zur Kolonialmacht machen

Mit Wilhelm II. auf dem Thron ändert sich alles: Der junge Kaiser will die Politik selbst bestimmen und hegt Misstrauen gegenüber dem "alten Mann" Otto von Bismarck, der zwei Jahre später entnervt das Handtuch schmeißt und zurücktritt. Wilhelm II. verfolgt das Ziel, Deutschland zu einer Kolonialmacht mit einer großen Flotte zu machen.

In Konkurrenz zur eigenen Großmutter Queen Victoria

Damit tritt er in Konkurrenz vor allem zu England, wo seine Großmutter Queen Victoria das Zepter schwingt. Da Deutschland auf Geheiß des Kaisers die Bündnisverträge Otto von Bismarcks nicht verlängert, schließt England 1904 mit Frankreich die "Entente Cordiale", die drei Jahre später durch den Beitritt Russlands zur "Triple Entente" wird.

Deutschland fühlt sich umzingelt und rüstet weiter auf. Damit beginnt der Weg in Richtung des Ersten Weltkriegs.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Der Freiburger Historiker Jörn Leonhard erläutert die Bedeutung der "Entente Cordiale" im Vorfeld des Ersten Weltkriegs
  • Der Historiker Eckart Conze beschreibt die Sichtweise des deutschen Kaiserreichs
  • Der Historiker Rainer F. Schmidt beschäftigt sich mit der "Kaiserdämmerung" in Berlin und anderswo und dem Weg in die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts"
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld befasst sich mit der Bündnispolitik Otto von Bismarcks
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Nadine Kreuzahler erinnert an den Wunsch Kaiser Wilhelms II., Deutschland einen "Platz an der Sonne" zu verschaffen

Info zum Bannerbild: Marianne, die Frankreich personifiziert, und Britannia, die für Großbritannien steht, symbolisieren gemeinsam die "Entente cordiale", das Bündnisabkommen zwischen den beiden Großmächten Frankreich und Großbritannien.

Shownotes
Vorkriegszeit
Die "Entente Cordiale" von 1904
vom 05. April 2024
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Historiker Jörn Leonhard
  • Historiker Eckhart Conze
  • Historiker Rainer F. Schmidt