Nur drei Sätze hat Sprechtrainerin Birthe Meinert mit ins Studio gebracht. Die aber genau so vorzulesen, dass es gut klingt, ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint.

"Es gibt keine Jahreszeiten in diesem Land. Wir leben in einer einzigen, heißen, eintönigen Jahreszeit. Wir leben in der langen, heißen Zone der Erde. Kein Frühling, keine Wiederkehr."
Aus "Der Liebhaber" von Marguerite Duras

Drei Sätze, wenige Sekunden - und trotzdem sollen sie so klingen, dass sie den Zuhörer gleich mitnehmen in das eintönige, heiße Klima der Tropen. Klar, das klappt natürlich nicht beim ersten Lesen. Moderatorin Kaline Thyroff tappt dem geschriebenen Wort in die Falle. Denn Satzzeichen strukturieren einen Text zwar für das Auge, aber liest man sie mit, klingt das ziemlich unnatürlich. Der Tipp von Birthe Meinert dazu: den Satz in Sinnzusammenhängen erfassen - und die Satzzeichen gepflegt ignorieren.

Eine Frage der Interpretation

Noch schwieriger wird es für Moderatorin Kaline Thyroff, als sie nur noch den ersten Satz zur Verfügung hat. Den Sinn von drei Sätzen im ersten Satz schon erahnen zu lassen, bedeutet, dass sie sich komplett auf die Geschichte einlassen muss. Ein Gefühl zu entwickeln, ist dann die eine Sache, es aber auch öffentlich zur Schau zu stellen, eine andere. Und schnell wird klar: an der eigenen Stimme und Sprechweise zu arbeiten, ist eine sehr persönliche Sache.

Shownotes
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Alles in einen Satz
vom 08. Oktober 2014
Moderation: 
Kaline Thyroff
Gast: 
Birte Meinert, Diplom-Sprecherzieherin